Entstehung des Boßelns

Zur Zeit der Besetzung von Ostfriesland durch römische Truppen erhielten diese einen heftigen Widerstand von den Friesen, die ihre gewohnte Freiheit verteidigten. Mit Sandkluten ( Kloot) die man in der Sonne trocknen ließ, und dadurch eine hohe Härte erhielten, warfen sie auf die Besetzer ein. Der römische Geschichtsschreiber Tacitus (55 bis 116 n. Chr.) berichtet darüber in seinem Buch "Germania", dem wichtigsten Zeugnis der Germanenkunde: "Die Bewohner an der Niederelbe verwendeten gegen die römischen Eindringlinge in der Sonne gebrannte Lehmkugeln. Selbst auf größere Entfernungen erzielten diese Bewohner eine bewundernswerte Treffsicherheit, weshalb auch die römischen Krieger diese Kugeln fürchteten." (aus: Die Welt)

Wurftechnik:Bilder vom Flüchten

Unterschied Landesverband Ostfriesland / Oldenburg

Bekommt eine Gruppe einen Schoet zugesprochen, ist es im LV Ostfriesland so, daß der Werfer, der dran wäre, aussetzt und somit der nächste Werfer seiner Gruppe dran ist. Dieses bietet den Vorteil, daß jeweils die gleichen Werfer gegeneinander bosseln (Immer der erste gegen den ersten, der 2te gegen den 2ten, usw.). In LV Oldenburg setzt kein Werfer aus und somit bosseln die Werfer stets in der Reihenfolge, in der sie aufgestellt wurden.

Bosselregeln - Wertungen (Schöt)
Zwei Mannschaften treten gegeneinander an. In der Regel werfen 5 Werfer je Gruppe. Die Mannschaften bestehen aus jeweils 4 Gruppen. Die Gruppen sind aufgeteilt in:
- 2 Gruppen mit der Pockholzkugel und
- 2 Gruppen mit der Gummikugel
In der Zeichnung hat Mannschaft "Schwarz" für die bisher bewältigte Strecke 3 Wurf benötigt. Mannschaft "Rot" schaffte die Strecke mit 2 Wurf. Mannschaft "Rot" liegt mit einem Wurf (Schöt) in Führung. Da die Mannschaft "Schwarz" jetzt mit einem Wurf (Schöt) im Rückstand liegt, ist als nächster Werfer die Nr. 4 der Mannschaft "Scharz" am Zug. Die jeweils zurückliegende Mannschaft wirft zuerst. Werfer Nr. 3 der Mannschaft "Rot" setzt aus.
Die nächsten Werfer sind Werfer Nr. 4 der Mannschaft "Schwarz" sowie Werfer Nr. 4 der Mannschaft "Rot".

 

Feldkampf

Beim Feldkampf treten zwei Mannschaften gegeneinander an. Die Wurftechnik ist ähnlich wie die bei dem Standkampf, allerdings wird der nächste Wurf von der Stelle aus geworfen, wo der Kloot des vorherigen Werfers liegt. Ziel des Feldkampfes ist es mit einer bestimmten Anzahl von Würfen eine möglichst weite Strecke zurückzulegen.

Bilder von der europ. Klootschießmeisterschaft

Bosseln

Das Bosseln ist in Ostfriesland ein weit verbreiteter Sport, man betreibt ihn auf zweierlei Weise, als Vereinssport der nach strengen Vorschriften und mit viel Training und ständigen Übungen durchgeführt wird, die zweite Variante hingegen ist für die Leute gedacht die, dass ganze nicht als Wettkampf betrachten sondern nur ihren Spaß für ein paar Stunden haben wollen.

Bilder von der europ. Bosselmeisterschaft

Zur zweiten Gruppe:

Die Winterzeit ist in Ostfriesland die Zeit des Bosselns und Grünkohlessens. In dieser Zeit treibt es viele Gruppen ( Kegelclubs, Vereine, private Gruppen, und vor allem die Bewohner aus der gleichen Straße) hinaus, um dort dem Friesischen Nationalsport nachzugehen.

Datum, Uhrzeit und Treffpunkt von wo aus die Tour los geht werden ausgemacht. Eingepackt werden die Bosselkugeln, und Sucher für das Wiederauffinden der in Gräben gerollten Kugeln. Für das leibliche Wohl steht ein alter Kinderwagen oder ähnliches mit Getränken bereit. Der Doornkaat soll die letzte Kälte vertreiben, die man nicht durchs laufen oder Bosseln aus dem Körper herausbekommt.

Auf einer abgelegenen Straße werden zwei oder mehr Mannschaften aufgestellt, und schon kann es losgehen.

Die Spielregeln:

Der Werfer der ersten Mannschaft versucht mit Anlauf die Bosselkugel soweit wie er kann wegzuwerfen. Dann versucht der erste Werfer aus der zweiten Mannschaft seine Kugel weiter zu werfen, als der Werfer aus der ersten Mannschaft. Bleibt die Kugel der zweiten Mannschaft hinter der Kugel von Gruppe eins liegen, ist der zweite Werfer der zweiten Gruppe am Wurf. Bleibt dieser mit seinem Wurf immer noch hinter der Kugel der ersten Mannschaft, bekommt die erste Mannschaft einen Punkt (Skoet)
zugesprochen. Damit immer dieselben Personen gegeneinander werfen, muß der 2. Werfer der ersten Gruppe aussetzen.

Nachdem man nun so den ganzen Nachmittag an der frischen Luft verbracht hat, und die Dunkelheit anbricht, und eine Müdigkeit in den Armen und Beinen kommt auf, dann zieht man zusammen ins Gasthaus. Hier warten bereits ein frisch gekochter Grünkohl, Kartoffeln, Grieben, Mettwürste und durchwachsener Speck auf alle. Eine unparteiischer beobachtet alle Personen beim Essen. Diejenigen, die am meisten gegessen haben, werden zum Kohlkönig und Königin für das jetzige Jahr ernannt. Das Königspaar erhält je eine Medaille für das gewählte Jahr. Nach den man mit dem Bosseln und Grünkohlessen einige schöne Stunden miteinander verbracht hat, gehen alle wohlgelaunt nach Haus.

Bei Bosselvereinen hingegen muß schon kräftig trainiert werden, in diesem Punkt unterscheiden sich Freizeit-und Vereinssport. Hier heißt es sich konzentrieren, anlaufen, und den Arm am Körper halten und im Moment des Abwurfes weit ausholen, so dass beim Moment des Abwurfes die Kugel eine hohe Geschwindigkeit erreicht.
Beim Werfen sind die Techniken sehr ausgefeilt, je nach Zustand der Straße wirft man aus der Hand, über den kleinen Finger oder überm Daumen. Weiter vorne wird dem Werfer angezeigt, auf welchen Punkt er werfen soll.
Geworfen wird auf Landstraßen. Den ersten Wurf macht der Gastgeber, dann wirft der Gast. Es ist beindruckend zu sehen, wie mit den verschiedenen Techniken der Werfer die Kugel vom Straßenrand hinauf zur Mitte der Straße durch die S - Kurve läuft und langsam wieder zum Rand der Straße abfällt, und welche Weiten erreicht werden.
Begleitet werden die Werfer von den Keglern und Mäglern die ihren Werfer mit lauten Beifall unterstützen, um den Kampf zu gewinnen.