Wer war Katrinamö - Wahrsagerin

Legende oder Wahrheit ?

 

Alte Hager und auch wohl Personen aus der näheren und weiteren Umgebung haben sie noch gekannt, die einäugige Katrinamö. Sie muß eine Berühmtheit gewesen sein, denn gegenüber dem Gasthof Martini finden wir eine Straßenbezeichnung "Katharinenweg". Es ist der Weg zu dem früheren Speul´daschen Hofgebäude und just in dem Gebäude - wo heute die Familie Dröst wohnt - hausten vor rund 60 Jahren in einem alten "Bummert" die Eheleute Tjade Rumpf und Katharina, gebohrene Kleen.

 

 

Sie hat sich sicherlich nicht um Hage verdient gemacht, aber eine "Berühmtheit" muß sie doch gewesen sein, denn, wie hätte sich der damalige Rat sonst zu einer solchen Entscheidung durchringen können.

Weg zum Haus von Katrinamö

Aus Überlieferungen weiß man, dass früher die wandernden Ziegeuner auch Kleinkinder in ihren Panjewagen mitnahmen. Nach einer schriftlich vorliegenden "Erinnerung" eines inzwischen verstorbenen Hager Bürgers heißt es, dass sich Katrinamö schon in ihren Kinderjahren(sie soll 5 Jahre alt gewesen sein) Marktbeziehern angeschlossen habe. Auf deren Reisen - sogar nach Holland hinein - soll sie das "Kartenlegen" oder das "Wahrsagen" gelernt haben. In Wirklichkeit waren es aber keine Marktbezieher, sondern Ziegeuner, die Katharina mitnahmen und als Kind in ihre Sippe integrierten. Im Alter von etwa 20 Jahren soll sie dann nach Hage zurückgekehrt sein, und zwar durch eine abenteuerliche Flucht.

Weg zum Haus

Blick auf den früheren Gasthof Martini.                                                                            Haus in dem Katrinamö lebte.

Da Tjade (ihr Ehemann) nicht gerne arbeitete, anderseits aber gerne einen über den Durst trank, mußte "Katrinamö" ihre auf langer Wanderschaft erlernte "Kunst" verkaufen. Von weit und breit kamen Leute (sogar aus Emden) zu Katrinamö, um sich "die Zukunft" wahrsagen zu lassen. Immer konnte sie nicht "wahrsagen" und hat des öfteren Leute rausgeschmissen oder ihnen den Nachttopf hinterhergeworfen. Öfters "har se ook Daak vört`t Oogen" - dann konnte sie (wahrscheinlich wegen "Dunität") nichts sehen. Aber Nachbarn haben sie immer wieder ermuntert, weiterzumachen, denn es waren ja "ihre Kunden".

                                        Der Garten                                                                               Blick auf die Kirche

Dass sie aber wirklich von ihren "Handwerk" etwas verstand, beweist folgende überlieferte Tatsache:

Einen Bauern aus Arle war nachts eine wertvolle Kuh gestohlen worden. Eilends zog dieser Bauer durch Hage und fragte bei Anwohnern der Hauptstraße, ob sie nicht eine durch Hage ziehende Kuh gesehen hätten. Er wurde an "Katrinamö" verwiesen, die (gegen Geld) auch bereitwilligst Auskunft gab. "Ja", sagte Katrinamö "de Ko`h steiht in Nörden glick na Popkens Huus, door gaht man hen". Und siehe da, der Bauer fand seine Kuh dort (jetzt Bengen) wohlbehalten wieder und zog dann freudestrahlend wieder in Richtung Arle.

Ihr Auge hat Katrinamö übrigens während eines Krawalls auf "ihrer Reise mit den Zigeunern" verloren. Da es damals keine Glasaugen gab, soll sie furchterregend ausgesehen haben und auch als "Hexe" bezeichnet worden sein.

Text: Udo Backer