Hage von 1933 - 1945

 

15.01.1933 - OTZ_ No. 16 u 19

Hage, den 18.01. und 23.01.1933

Deutscher Abend

Der sehnlichst herbeigewünschte Deutsche Abend soll nun an diesem Sonntag im "Weissen Haus" stattfinden. Wenn man die Vortragsfolge durchsieht, die in zwei Hauptteile zerfällt, die in sich wieder mehrere Abschnitte haben, dann darf mit gutem Gewissen behauptet werden, dass selbst der Anspruchsvollste auf seine Kosten kommen wird. Die überreiche Fülle der Darbietungen im ersten Teil beschliesst die Festrede des Pg. Pastor Meyer aus Aurich, während der zweite Teil im Zeichen der erhebenden Weihe der hiesigen Ortsgruppenfahne steht. Zum Schluss findet eine von der NS.-Frauenschaft Hage veranstaltete grosse Verlosung statt. Den glücklichen Gewinnern winken wertvolle Preise. Der Reinertrag aus der Verlosung soll an die Notleidenden in Hage verteilt werden.

 

18.01.1933 - OTZ_No. 16 u 19

Berum, den 18.01.1933

Zusammengestossen sind gestern abend auf der Strassenkreuzung zwei Radfahrer - Während der eine sich eine Hautabschürfung im Gesicht zuzog, kam der andere mit einer geringfügigen Knieverletzung davon.

Berum, den 23.01.1933

Holzauktion.

Die zweite Holzauktion im "Juliusholz" fand Mittwochvormittag statt. Vielleicht lag es an der Kälte, dass eine übergroße Kauflust nicht herschte.

 

19.01.1933 - OTZ_No. 17 ---- 21.1

Hagermarsch, den 19.01.1933

Glück hatte ein Autofahrer, der mit seinem Wagen in eine tiefe Wagenspur geriet. Er konnte wohl das Steuer nicht schnell genug herumreissen und streifte infolgedessen ein Baum. Hierdurch wurde das Verdeck erheblich beschädigt; Peronen kamen nicht zu Schaden.

 

19.01.1933 - OTZ_No. 17

Lütetsburg, den 19.01.1933

Eiskeller wird gefüllt.

Sobald die Stärke des Eises hinreichend ist, um in den Eiskeller geschafft werden zu können, sieht man die fürstlichen Arbeiter mit dem Einbringen des dem Schloßgraben entnommenen Eises beschäftigt. Auch in diesem Jahre sind die diesbezüglichen Arbeiten schon seit mehreren Tagen im Gange; ein Beweis, dass der östlich der Vorburg befindliche Keller eine große Menge "Gefrorenes" aufnehmen kann.

 

18.01.1933 - OTZ_No. 16

Hage, den 18.01.1933

Landverkauf.

Für ein infolge Erbauseinandersetzung zum Antritt auf den 1.Mai d.J. ausgebotenes Stück Weideland zur Größe von 2.35.00 Hektar, am hiesigen Bahnhof gelegen und dem verstorbenen Landwirt E. Müseler und seiner Ehefrau gehörend, bot der Kaufmann Folkert Poppinga von hier 3.000 RM. Das Land ist aber noch bis 1935 verpachtet; Käufer muss deshalb in den Pachtvertrag eintreten und erhält dafür die Pacht.

Zwecks Abschluss der Verkaufsverhandlungen wurde ein neuer Termin auf nächsten Dienstag angesetzt.

 

18.01.1933 - OTZ_No. 16

Lütetsburg, den 18.01.1933

Eisfreuden.

Die letzten Frosttage haben die stehenden Gewässer mit einer dicken Eisschicht überzogen. Überall sind die fast eingerosteten Schlittschuhe hervorgesucht und eifrig wird dem wird dem Eislauf gehuldigt. Gestern nachmittag war der Treffpunkt der Jugend der zum Laufen besonders geeignette Schloßgraben.

 

20.01.1933 - OTZ_No. 18

Hagerwilde, den 20.01.1933

Hand verstümmelt.

Der in den Schuhgeschäft Janssen in Norden tätige Schuhmacher B. Harms von hier geriet mit der linken Hand in die Stanzmaschine. An Ort und Stelle wurde H. ein Notverband angelegt. In dem Norder Krankenhaus wurde die Hand operiert. H. behält durch diesen Unfall für immer eine verstümmelte Hand.

 

Halbemond, den 20.01.1933

Folgen der Neugierde.

Ein Radfahrer der sein Augenmerk mehr auf ein in der Luft schwebendes Flugzeug als auf sein Fahrrad richtete, geriet in den Graben. Das von dem Gestrüpp zerschundene Gesicht wird sein Interesse für Flugzeuge gewiss etwas herabgesetzt haben.

 

19.01.1933 - OTZ_No. 17

Berum, den 19.01.1933

Vom Gesangverein.

Der Männergesangverein Hage-Berum, der sein Vereinslokal im Hotel "Zur Waldkur" hat, hält am Freitagabend seine Generalversammlung ab. Der Verein, der noch vor einigen Jahren infolge seiner großen Mitgliederzahl in gesanglicher Hinsicht auf beachtenswerter Höhe stand, hat durch die immer mehr fortschreitende Verschlechterung der allgemeinen Lebensverhältnisse nach und nach einen merklichen Verlust an Stimmen zu verzeichnen. Von den noch vorhandenen aktiven Mitgliedern werden die Übungsabende teilweise so spärlich besucht, dass ein Übungssingen gar nicht stattfinden kann. Da sich neue Kräfte nicht zum Eintritt in den Verein melden, ist es nicht unmöglich, dass er schliesslich ganz in sich zusammenfällt. Das wäre sehr zu bedauern, denn schon manche vaterländische Veranstaltung ist durch die uneigennützige Mitwirkung des Gesangvereins verschönert worden.

 

20.01.1933 - OTZ_No. 19

Hage, den

Schlittenfahren.

Die Jugend kommt in diesem Winter doch noch auf ihre Kosten. Erst schönes, festes Eis und jetzt der ebenso willkommene Schnee. Nun können die vom Weihnachtsmann gebrachten Schlitten ausprobiert werden. Viele Typen sind es, die die Straßen glatt fahren. Der schöne Rodelschlitten knallt mit dem primitiven Kistenfahrzeug zusammen. Wenn dann von dem Besitzer des Letzteren mit Genugtuung festgestellt werden kann, dass sein Schlitten "stärker" ist, dann verliert sich allmählich der neidische Blick, mit dem das vornehme Fahrzeug anfangs betrachtet wurde.

 

21.01.1933 - OTZ_No. 19

Hage, den

Glücklich verlaufen.

Hinter ihrem Hause kam die 70 Jahre alte Witwe Poppinga zu Fall. Sie kam hierbei aber glücklicherweise mit einer Kopfverletzung bund Hautabschürfungen davon.

 

21.01.1933 - OTZ_No. 19

Lütetsburg, den

Unwillkommene Gäste.

Nun das Feld mit Schnee bedeckt ist, stattet alles, was da "kreucht" und "fleucht", dem auf dem Felde und in dem Gärten stehenden Kohl einen Besuch ab. Während sich die Hasen und Fasanen mit den unteren erreigbaren Blättern begnügen, lassen sich die in großen Trupps aus den Gehölzen herüber kommenden Holztauben oben nieder und fressen die zarten Kopfblättchen restlos heraus. Sind diese Mitesser an sich schon unwillkommen, so würde die Hausfrau aus erklärlichen Gründen auf die hinterlassenen Dankesbezeugungen recht gerne verzichten.

 

21.01.1933 - OTZ_No. 19

Tidofeld, den

Holzauktion.

Die zweite Holzauktion im hiesigen Forst fand Freitagnachmittag statt. Wie von Teilnehmern erklärt wurde, hielt sich der Verkauf in bescheidenen Grenzen. Es wird die Ansicht vertreten, dass nach den heutigen Verhältnissen im allgemeinen die eingesetzten Preise zu hoch liegen. Im Verhältnis zu den von der Oberförsterei Aurich verlangten Preisen soll der Unterschied manchmal bedeutend sein. Berücksichtigt muss hierbei aber werden, dass das Holz dort nicht so "mundgerecht liegt".

 

21.01.1933 - OTZ_No. 19

Hage, den

Die unangenehme Seite.

Wenn der Schnee als Frostschutz für das spriessende Getreide auch sehr willkommen ist, so wirkt er sich auf den Straßen doch sehr unangenehm aus. Durch den Verkehr ist er in wenigen Stunden zu einer harten, glatten Masse geworden. Insbesondere den schweren Fuhrwerken ist es fast nicht mehr möglich, die Verkehrsregeln inne zu halten, weil die Wagen auf den rund liegenden Straßen von einer Seite zur anderen rutschen; ein Martyrium für die Pferde, die ohne Eisnägel keinen Halt finden. Der Autofahrer hat auch seine ganze Geschicklichkeit aufzubieten, um Herr der Lage zu bleiben. Unser Einwohner H. konnte sich vor dem Anfahren durch ein solches gleitende Auto erst im letzten Augenblick dadurch retten, dass er sich auf die Seite fallen liess. Stürzende Radfahrer sind gegenwärtig keine Seltenheit mehr. Hoffentlich brauchen wir nicht über ernsthafte Unfälle zu berichten.

 

22.01.1933 - OTZ_No. 20

Berum, den

Vom Gesangverein.

In der am Freitagabend abgehaltenen Generalversammlung des Männer-Gesangverein Hage-Berum wurde beschlossen, das Vereinslokal nach Hage, Hotel "Weißes Haus", zu verlegen.

 

22.01.1933 - OTZ_No. 20

Hage, den

Generalversammlung der Elektrizitätsgenossenschaft.

Am Sonnabend hielt die Elektrizitäsgenossenschaft e.G.m.b.H. ihre Generalversammlung ab. 25 Mitglieder hatten sich eingefunden. Kfm. Friederich Schmidt als Geschäftsführer der Genossenschaft erstattete den Geschäftsbericht. Die schlechte Wirtschaftslage hat sich auch auf die Stromabnahme ausgewirkt, denn 1932 sind über 1000 Kw. Strom weniger verbraucht als 1931. Die Genossenschaft steht aber in finanzieller Hinsicht nach wie vor sehr günstig da; denn trotz der aus eigenen Mitteln bezahlten 4000.- RM. für die im Herbst erfolgte teilweise Erneuerung des Leitungsnetzes ergab sich aus der Bilanz noch ein Reingewinn von RM. 551,13. Dieser Betrag wird auf Reservefonds und Betriebsrücklage gutgeschrieben. Die Gesamtreserven betragen heute 3350 RM. Der Lichtstrom beträgt wie bisher je Kw. 30 Pfg., Kraftstrom kostet bei Abnahme über 100 Kw. 18Pfg. pro Kw. Die Erhebung der Zählermiete findet bekanntlich schon seit langem nicht mehr statt. Dem Vorstand wurde einstimmig Entlastung erteilt. Die Wiederwahl der gesetzlich ausscheidenden Vorstands - und Aufsichtsratmitglieder erfolgte durch Zuruf.

 

22.01.1933 - OTZ_No. 20

Hage, den

Deutscher Abend.

Einen ausführlichen Bericht über die am Sonntag veranstaltete, in allen Teilen wundervoll verlaufende Feier bringen wir morgen.

 

22.01.1933 - OTZ_No. 20

Hage,den

Böser Sturz.

Sonntag abend kam eine Dame durch das Ausgleiten ihres Fahrrades so unglücklich zu Fall, daß sie mit dem ganzen Körper aufschlug. Mit Hilfe ihres Begleiters konnte sie sich nur mühsam erheben und fand erst nach geraumer Zeit die Sprache wieder.

 

23.01.1933 - OTZ_No. 21

Hage, den

Deutscher Abend.

Es ist schon zu einer Selbstverständlichkeit geworden, dass die von der Hitlerbewegung aufgezogenen Veranstaltungen stets überfüllt sind. So war es auch wieder bei der am Sonntag im Hotel "Weisses Haus" von der hiesigen Ortsgruppe abgehaltenen Feier. Man darf die Besucherzahl auf 600 - 700 schätzen. Es waren aber nicht nur Parteimitglieder, die an den mit Blumen geschmauf die ückten Tischen erwartungsvoll Platz genommen hatten, sondern auch viele, die sich bis jetzt noch nicht von der Notwendigkeit der Bewegung überzeugen lassen wollten. Aber das Miterleben unserer Veranstaltungen kann auf die Dauer nicht ohne Einfluss auf die gegnerische Einstellung bleiben.

Der Abend wurde eingeleitet durch den Marsch "O Deutschland hoch in Ehren", der von dem Dirigenten der Kapelle, Pg. Peters, harmonisch zusammengestellt ist. Nach den Einmarsch der Fahnen begrüßte in seiner aus überzeugungsvollen Herzen kommenden Ansprache Pg. Hauptlehrer Schröder die Gäste. Er erklärte u.a., dass es nicht Sinn der Deutschen Abende sei, laute Fröhlichkeit zu üben, sondern dass sie dazu beitragen sollten, aus dem zerrissenen Volke eine Volksgemeinschaft zu schaffen. Die mit großem Beifall aufgenommene Rede schloss mit einem dreifachen Sieg-Heil auf den Führer und das Vaterland. Es würde zu weitführen, wenn alle 39 Nummern des Programms die ihnen zukommende Würdigung finden sollten.

Von der Musikkapelle bis zum kleinsten Hitlerjungen wurde das Beste geleistet. Wenn nicht schon der herzliche Beifall der Zuhörer den Beweis erbracht hätte, dass die Darbietungen ohne Unterschied gefallen hatten, dann kam es doch klar in der vom Pg. Siebolts gehaltenen Rede zum Ausdruch, der insbesondere der Leitung seinen Dank aussprach für das Herrliche Gelingen des Abends; noch nirgends habe er einen solchen Abend verlebt wie hier. Die Ortsgruppe darf stolz sein auf das Lob des alten Streiters, der diese Stunde als eine Wegestärkung in dem harten Kampfe bezeichnete. Pg. Pastor Meyer hielt die Festrede. Dreiviertel lauschte die Menge in atemloser Stille den leidenschaftlichen und dennoch sachlichen Ausführungen des gewaltigen Redners.

Bei der von ihm vorgenommenen Weihe der Ortsgruppenfahne gerieten die Zuhörer nochmals in den Bann seiner Rede. Der Ernst des Augenblicks bei dem Fahnenschwur wird manchem die Überzeugung beigebracht haben, dass es sich bei der SA. nicht um ein haltloses Kinderspiel handelt. Nach der mit dem Absingen des Horst Wessel-Liedes beendigten offiziellen Feier erfolgte die Verteilung der Losgewinne, die herzhafte Fröhlichkeit auslöste. Aus dem Reingewinn wird manchen Bedürftigen eine kleine Freude bereitet werden können.

 

25.01.1933 - OTZ_No. 22

Hage, den

Wohin geht`s zum Bahnhof ?

Diese von Fremden gestellte Frage muß man bei uns ziemlich oft beantworten, weil die Fragesteller vergeblich nach einen entsprechenden Hinweis suchen. Es ist schon mehrmals auf das Fehlen dieses Schildes hingewiesen, ohne dass Abhilfe geschaffen wird. Neuerdings geht aber das Gerücht, dass ein schöner Richtungsanzeiger angebracht werden soll, wenn die Verbreiterung der Bahnhofsstraße auf Grund des Arbeitsbeschaffungsprogramm vorgenommen werden kann. Wann ? "Nie sollst du mich befragen!".

 

25.01.1933 - OTZ_No. 22

Lütetsburg, den

Rechtzeitig vertreiben.

In einer der letzten Nächte wurde versucht, bei dem Landwirt Germann einzubrechen. Höchstwahrscheinlich hatten die Spitzbuben es auf die im Keller verwahrten Speckvorräte abgesehen, da hier das Fenster bereits geöffnet war. G. hatte aber die verdächtigen Geräusche gehört und machte im ganzen Gebäude Licht, wodurch die Diebe noch rechtzeitig vertrieben werden konnten.

 

24.01.1933 - OTZ_No.

Hage, den

Billiges Brot.

In einer Nachbargemeinde verkaufte ein Bäcker ein12pfündiges Schwarzbrot für 1 RM., obwohl der Innungspreis 1,20 RM. betrug. Mann sollte nun eigentlich annehmen, dass es nicht mehr notwendig war, den Preis nochmals um 4 Pfg. zu erhöhen, wie die Bäckerinnung vor kurzen bekannt gab. wir werden von dieser Erhöhung allerdings nicht berührt, da die meisten unserer hiesigen Bäcker sich auch dazu verstanden haben, das Brot im Gewichte von 12 Pfd. für 1RM. zu verkaufen. Es muß sich jetzt die Frage erheben: kann das Brot für diesen Preis wirklich geliefert werden? Bejahendenfalls: warum dann die nochmalige Erhöhung? Handelt es sich aber um einen Konkurrenzkampf der Bäcker untereinander, dann darf der Verbraucher sich unter Berufung auf den meist leeren Geldbeutel über diesen an sich unschönen Kampf freuen. Es heisst auch doch ganz richtig: "Wenn zwei sich streiten...."

 

25.01.1933 - OTZ_No. 22

Hage, den

Um die Wasserleitung.

Dienstagnachmittag fand auch hier im Hotel "Weißes Haus" ein Vortrag über den Bau einer Wasserleitung statt. Der Vortrag war aber nicht genügend bekannt gemacht worden, so dass einschließlich der vom Landratsamt schriftlich eingeladenen Gemeindevorsteher der Nachbargemeinden die Besucherzahl nur zwanzig betrug. Von einem Ausschußmitglied wurde die Ansicht vertreten, dass hier für den Bau einer Wasserleitung grosses Interesse herrsche. Es wurde deshalb beschlossen, den Vortrag am kommenden Montagnachmittag zu wiederholen. Es muss den Einwohnwern dringend geraten werden, sich diesen kostenlosen Vortrag anzuhören, um aus eigener Anschauung ein Bild von dem geplanten Bau zu gewinnen und ein persönliches Urteil abgeben zu können.

 

25.01.1933 - OTZ_No. 22

Hage, den

Landverkauf.

In dem abgehaltenen Abschlußthermin zum Verkaufe des Müselerschen Grundstück "Maanland", gross 2 ha 35 a, erhöhte der Kaufmann F. Poppinga von hier sein Gebot auf 3300 RM. Hierauf wurde ihm unter Vorbehalt der Genehmigung des Nachlassgerichts der Zuschlag erteilt.

 

26.01.1933 - OTZ_No. 23

Lütetsburg, den

Vom Frost getötet ?

Der Frost scheint unter den Mäusen bereits stark aufgeräumt zu haben. Während man noch kurz vor Eintreten des Frostes im Schein der Fahrradlaterne alle Augenblick auf die blitzschnell über die Straße huschenden kleinen Mäuse traf, wird seit einigen Tagen nur noch ganz selten eine gesehen.

 

26.01.1933 - OTZ_No. 23

Lütetsburg, den

Spuren im Schnee.

Ein Gang durch den Schnee am Waldesrand klärt uns auf über die vielen Bewohner des Waldes; im Schnee haben sie ihre Spuren hinterlassen. Der Hunger hat Freund und Feind gezwungen, den schützenden Wald zu verlassen. Mit ausgebreiteten Flügeln sieht man einen Fasan, der bei dem Versuch, den breiten Graben zu überfliegen, hinein fiel und jetzt im Eise festgefroren ist. Verschiedene kleine Vögel liegen erstarrt auf dem Rücken, die dünne Beinchen anklagend zum Himmel gehoben.

26.01.1933 - OTZ_No. 23

Blandorf, den

Hausiererpech.

Einem Hausierer, der kurz hinter unserm Orte mit seinem Fahrrade zu Fall kam, öffnete sich beim Aufschlagen der mitgeführte "Verdrusskoffer", so dass der aus den bekannten Kleinigkeiten bestehende Inhalt sich über die Strasse verstreute. Der Mann nahm aber das Unglück nicht tragisch, denn mit den ruhigen Worten:"Es ist nicht so schlimm, ich habe heute schon öfters wieder einpacken müssen, ohne etwas verkauft zu haben", verstaute er seinen zusammengesuchten Krimskrams.

 

26.01.1933 - OTZ_No. 23

Hage,den

Worüber man staunt und nicht staunt.

Wen man als müssiger Zuschauer die Eisbahnen besucht und bei den Damen die verschiedenen--- Schlittschuhe ins Auge fasst, dann muss man unwillkürlich darüber staunen, dass die hohen Schnürschuhe von anno dazumal so sorgfältig von ihren Trägerinnen aufbewahrt sind. Man staunt aber nicht über die vielen selbstständigen Handwerker, die schon gleich nach dem Mittagessen zur Eisbahn ziehen, um dort für einige Stunden im fröhlichen Lauf die gähnende Leere der Werkstatt zu vergessen.

 

27.01.1933 - OTZ_No. 24

Hage, den

Geburtstag.

Sanitätsrat Dr. Harms konnte am Donnerstag seinen 75. Geburtstag feiern. Aus diesem Anlaß wurden dem Jubilar, der infolge seiner langen ärztlichen Tätigkeit überall bekannt geworden ist, sehr viele Glückwünsche von nah und fern dargebracht. Harms war bis zum 31.Dezember 1928 leitender Arzt des hiesigen "Helenenstiftes".

 

27.01.1933 - OTZ_No. 24

Dornum, den

Unglücklicher Sturz.

Bei diesem vorgestern veröffentlichten Bericht ist eine Namensverwechslung vorgekommen, denn bei dem Verunglückten handelt es sich um den Schneidermeister van Düllen aus Nesse und nicht um den Schmiedemeister S. Wie weiter mitgeteilt wird, hat sich van Düllen auch eine erhebliche Kopfverletzung erlitten.

 

27.01.1933 - OTZ_No. 24

Hage, den

Bestrafter Futterneid.

Ein Einwohner hatte hinter seinem Hause den Vögeln einen Futterplatz eingerichtet. Zu den sich täglich einstellenden kleinen Gästen gesellte sich auch eine Krähe, die das Recht des Stärkeren für sich in Anspruch nahm und das Kleinvolk mit Schnabelhieben vertrieb. Durch eine Flobertkugel wurde die habgierige Tante für immer von ihren Laster befreit.

 

28.01.1933 - OTZ_No. 25

Lütetsburg, den

Eislauf.

Auf dem Schlossgraben sieht man bis in die späten Abendstunden hinein alte und junge Schlittschuhläufer ihre Künste ausüben. Von allen Seiten gegen den Wind geschützt, kann diese breite Eisbahn mit Recht von denjenigen Läufern, die keinen Wert auf langen Streckenlauf legen, als ideal bezeichnet werden.

Ausholzung.

Mehrere Arbeiter sind schon seit längerer Zeit dabei, die an der Straße stehenden Bäume zu "lichten". Angesichts der dicken abgesägten Äste kann man schon von einer Radikalkur sprechen.

Holz wird angefahren.

Die fürstliche Bauverwaltung lässt in jedem Jahre ein größeres Quantum Holz schneiden. Mit der Anfuhr der für dieses Jahr erforderlichen Stämme nach dem Sägewerk Hage hat bereits begonnen.

 

28.01.1933 - OTZ_No. 25

Hage, den

Eine Ratte in zwei Fallen.

Ein hiesiger Einwohner, der mit Ratten sehr gesegnet ist, hatte abends mehrere der bekannten "Röttschlagen" in entsprechender Entfernung aufgestellt. Andern Tag war eine Falle nicht mehr an ihren Platz. Man fand sie bei einer anderen wieder und konnte die sicher nicht alltägliche Beobachtung machen, dass eine Ratte mit einem Bein drin sass, während dasselbe Tier von einer zweiten Falle erschlagen war. Die allgemeine Ansicht, dass eine alte Ratte sehr schwer zu fangen ist, lässt sich durch diesen Fall erschüttern.

28.01.1933 - OTZ_No. 25

Halbemond, den

Luftsprung mit Folgen.

Auf dem Kanal gab ein junger Mann aus Nörden seine Eislaukünste zum Besten. Bei einem besonders gewagten Luftsprung verliess ihn aber das Glück. Jedenfalls gab er auf die von Schadenfreude diktierten Fragen, ob eine blutende Nase auch zu dem Sprung gehöre, keine Antwort.

31.01.1933 - OTZ_No. 26

Hage, den

Ein roher Mensch.

Ein Arbeiter aus der Umgegend wurde Sonnabend von einigen kleinen Jungen mit Schneebällen beworfen. Ohne Verständnis für diese kindlichen Freuden gab der Mann einen der kleinen Werfer eine Ohrfeige, dass er zu Boden stürzte. Leider konnte der Name des Rohlings nicht festgestellt werden.

Unfall.

Die Zeitungsausträgerin der "OTZ" kam heute mittag auf der glatten Treppe eines Abonenten zu Fall und erlitt eine Armverletzung. Glücklicherweise brauchte sie die weitere Zustellung nicht unterbrechen.

 

31.01.1933 - OTZ_No. 26

Lütetsburg, den

Übermut tut selten gut.

Die Wahrheit dieses Sprichwortes mussten zwei junge Leute am eigenen Körper erfahren. Sie hatten sich Sonntag in den Abendstunden mit ihren Fahrrädern auf das Eis des Schlossgrabens begeben, um ein kleines Rennen zu veranstalten. Wie vorauszusehen, kamen sie in der Kurve zu Fall und Fahrer und Räder bildeten ein wüstes Durcheinander. Mit zum Teil recht ernsthaften Verletzungen wurde die ungeeignete Rennbahn wieder verlassen.

01.02.1933 - OTZ_No. 27

Hage, den

Um die Wasserleitung.

Vor etwa dreißig Personen wurde Dienstagnachmittag der Vortrag über den beabsichtigten Bau der Wasserleitung wiederholt. Die wesentlichen Punkte dieses Vortrages dürften der Leserschaft aus dem ausführlichen Bericht über den in Norden gehaltenen Vortrag bekannt sein. Fest steht, dass uns zum zweiten Male eine solche Gelegenheit nicht wieder geboten wird, um in den Besitz einer Wasserleitung zu kommen. Aber der mangelhafte Besuch des Vortrages lässt die Vermutung zu, der größte Teil der Einwohner noch der Ansicht ist, mit dem Bau seien eine Menge Unkosten verbunden. Es muß deshalb noch einmal ausdrücklich darauf hingewiesen werden, dass dem nicht so ist. Die Anlage wird vollkommen kostenlos bis ins Haus geliefert und selbst die durch das Verlegen des Zuleitungsrohres in und an den Gebäuden etwa entstehende Beschädigungen werden von dem Wasserwerk auf eigene Kosten wieder beseitigt, wie Inspektor Lührs auf ausdrücklichen Befragen erklärte. Um nun aber das Projekt nicht an dieser irrtümlichen Meinung scheitern zu lassen, wurde aus der Versammlung eine aus sechs Personen bestehende Kommission gewählt, die bei jedem Hausbesitzer vorsprechen soll, um die etwaigen Zweifelsfragen zu beheben. Durch diese persönliche Fühlungnahme mit den sich von falschen Voraussetzungen leiten lassenden Einwohnern wird sich jedenfalls ein besseres Beitrittsresultat erzielen lassen, als durch einfaches Auslegen der Eintragungsliste. Da die Listen bis Donnerstag dem Landratsamt vorzulegen sind, müssen die zunächst unverbindlichen Verpflichtungserklärungen bis Mittwochabend abgegeben sein. Bedenken gegen den Beitritt kann es eigentlich nicht geben, denn billiger als umsonst kann man wirklich nichts verlangen.

 

01.02.1933 - OTZ_No. 28

Hage, den

Vom Wagen gefallen.

Durch das plötzliche Anziehen der Pferde fiel der Knecht eines Landwirtes vom Wagen. Ausser einigen blauen Flecken erlitt er keine Verletzungen.

Vom Winde entführt.

Vom Winde entführt wurde einem Einwohner der Hut. Nach einer Luftreise über mehrere Häuser landete er schließlich in einer Dachrinne, aus der er mit Hilfe einer Leiter völlig durchnässt wieder herausgeholt wurde.

 

01.02.1933 - OTZ_No. 28

Lütetsburg, den

Feuerwehr.

Die Freiwillige Feuerwehr hat in ihrer kürzlich abgehaltenen Versammlung beschlossen, von der Abhaltung eines Winterfestes in diesem Jahr abzusehen. Der Beschluss hat seine Begründung in den schlechten Zeitverhältnissen. Ein Teeabend soll die Wehrangehörigen für den Ausfall entschädigen.

 

02.02.1933 - OTZ_No. 29

Hage, den

Um die Wasserleitung.

Für den Anschluß an die Wasserleitung haben sich in unserm Flecken 106 Familien erklärt. Das Ergebnis darf als günstig bezeichnet werden. Wenn überall eine gleich starke Beteiligung herrscht wie hier, darf damit gerechnet werden, dass der Bau der Leitung durchgeführt werden kann.

Lütetsburg, den

Im Sturm.

Durch den heftigen Sturm am Mittwochabend wurden verschiedene Radfahrer in die Gosse gedrückt. In einem Falle erlitt der Fahrer bei dem Sturz eine Handverstauchung. Ein anderer Fahrer stürzte über einen abgewehten Ast und zog sich eine Knieverletzung zu. Einem jungen Mädchen wurde vom Winde der Schirm zerrissen. Der Arbeiter G. rutschte bei dem Versuch, seinen abgewehten Hut aus dem Graben zu fischen, bis an den Leib ins Wasser.

03.02.1933 - OTZ_No. 30

Berum, den

Wenn die Axt regiert.

Auf dem Platz vor dem Amtsgericht, wo in früheren Jahren die Missionsfeste abgehalten wurden, sind in der letzten Zeit mehrere Bäume gefällt worden. In den südseits des Amtsgerichts gelegenen "Fürstenwald" rechts am Eingang hat die Beschaffenheit der Bäume zu durchgreifenden Massnahmen Anlass gegeben, so dass hier durch die Tätigkeit des Axtes eine grosse Lichtung entstanden ist.

03.02.1933 - OTZ_No. 30

Hage, den

Frühjahrsarbeiten.

Kaum hat der Frost uns verlassen, und schon beginnt der Gartenbesitzer mit den Vorarbeiten in seinem Garten. Man sollte sich aber von einem sonnigen Tag nicht verführen lassen, die Arbeiten zu weit auszudehnen.

Zusammenstoss.

Bei der Bahnhofsstraße stiessen in der Dunkelheit zwei Radfahrer zusammen. Es entstand an beiden Rädern Materialschaden. Obgleich die beiden Fahrer mit starkem Stimmenaufwand sich gegenseitig die Schuld zuzuschieben versuchten, konnten sie eine Klärung der Schuldfrage nicht herbeiführen.

 

04.02.1933 - OTZ_No. 31

Hage, den

Friedhofsarbeiten.

Den unsern neuen Friehof einrahmenden Bäumen und Sträuchern fehlte in den letzten Jahren jegliche Pflege. Gegenwärtig ist man nun damit beschäftigt, in diesen wilden Durcheinander gründlich Ordnung zu schaffen. So werden die abgestorbenen Bäume gefällt und das durcheinander wuchernde Gestrüpp sowie überhängende Zweige entfernt. Allgemein wird diese Instandsetzung begrüsst und es wäre zu wünschen, dass auch der den Friedhof umgebende, jetzt vollständig mit Gras bewachsene Graben einmal wieder ausgehoben wird.

04.02.1933 - OTZ_No. 31

Kleinheide, den

Motorradunfall.

Bei dem Versuch, ein Gespann zu überholen, geriet ein Motorradfahrer in den aufgeweichten Sommerweg. Beim Hinauffahren auf die erhöht liegende Straße rutschte das Vorderrad ab und der Fahrer schlug um. Er wurde am Bein verletzt. Die am Rad entstandenen Schäden konnten an Ort und Stelle behoben werden.

04.02.1933 - OTZ_No.

Hage, den

Unfall durch eine Katze.

Gemächlich fuhren am Freitagabend zwei junge Leute durch die Straße. Plötzlich sausten aus einer Lohne zwei sich verfolgende Katzen, wovon die eine in voller Wucht gegen das Fahrrad eines Fahrers rannte. Dieser kippte um und brachte dadurch auch seinen Freund zu Fall. Beide zogen sich Hautabschürfungen zu; die Räder wiesen geringe Beschädigungen auf. Die Katze fand man zusammengeduckt in der Gosse. Als man sie anfassen wollte, erhob sie sich mühsam und entfernte sich torkelnd, dabei ab und zu leise Klagelaute ausstossend und den Kopf hin und her schüttelnd.

 

05.02.1933 - OTZ_No. 32

Hage, den

Stiftungsfest.

Der Turnverein D.T. feierte am Sonntag im Hotel "Weißes Haus" sein 12. Stiftungsfest. Der Besuch war über Erwarten groß. Das Programm enthielt Gymnastik und Volkstänze der Turnerinnen, Boden- und Reckübungen der Knabenriege, sowie Reck- und Barrenübungen der ersten und zweiten Turnerriege. Sämtliche Darbietungen fanden lebhaften Beifall. Sehr gefallen konnte auch das Märchenspiel "Hänsel und Gretel". Ein plattdeutsches Lustspiel "Brögam und Unkel" sorgte dank der vorzüglichen Rollenbesetzung dafür, dass die Lachmuskeln der Festteilnehmer ordentlich in Tätigkeit gesetzt wurden. Eine Verlosung mit recht schönen Gewinnen leitete zum Tanz über, der alle Besucher bis zum Schluß in bester Harmonie zusammenhielt. Während der Darbietungen wurde die Ehefrau H. von einem plötzlichen Unwohlsein befallen. Sofort waren mehrereTurner zur Stelle, die die Kranke hinaustrugen.

05.02.1933 - OTZ_No. 32

Hage, den

Vom Frauenverein.

Die Mitglieder des vaterländischen Frauenvereins und der Notgemeinschaft zur Erhaltung der Schwesternstation sind durch Rundschreiben zu einer am Mittwoch, nachmittags 15.30 Uhr im "Weissen Haus" stattfindenden Generalversammlung eingeladen. An den geschäftlichen Teil werden sich Gedichtvorträge, gemeinsachaftliche Gesänge und Vorträge unserer beiden Geistlichen anschliessen. Wie aus der Einladung zu ersehen, ist die kostenlose Bewirtung von Mitgliedern des Frauenvereins gestiftet.

05.02.1933 - OTZ_No. 32

Lütetsburg, den

Diebesgut ?

Vorige Woche wurde von Schulkindern ein Paket mit Zigarren gefunden. Nach den Angaben der Kinder hat das Paket hinterm Baume gelegen. Man nimmt an, dass die Zigarren aus einen Diebstahl herrühren. Die Polizei hat die Ermittlungen aufgenommen.

09.02.1933 - OTZ_No. 34

Hage, den

Schluss mit dem Bettlerunwesen.

Die Zahl der täglich vorsprechenden "Bettelstudenten" hat in der letzten Zeit wieder einen Umfang angenommen, der das Verlangen nach Abhilfe berechtigt erscheinen läßt. Man kan es den Bürgern nicht länger zumuten, in diesen schlechten Zeiten täglich bis zu 50 Pfg. für diese Betteleien bereit zu halten. Dabei handelt es sich meistens um sehr fragwürdige Gestalten, und die Frechheiten, die diese oftmals zu zweien erscheinenden Burschen sich herausnehmen, wenn sie nicht prompt bedient werden, sind hinlänglich bekannt. Es ist unerträglich, wegen dieser Leute stets hinter verschlossenen Türen leben zu müssen. Aber selbst diese Vorsichtsmassregel ist kein wirksames Mittel, denn die Herren der Landstraße schlagen ganz energisch dagegen oder gehen sogar um das Haus herum und plötzlich steht ein solcher wilder Mensch mit zum äußersten entschlossenen Gesicht vor dem erschreckten Einwohner. Ob es nun Werktag oder Sonntag ist, sicher ist man nie mehr. Das die Not groß ist, wissen wir alle und es wird uns wahrhaftig schon Gelegenheit genug geboten, uns von der mildtätigen Seite zu zeigen. Diesen Fremdlingen, die, wie schon gesagt, in der Mehrzahl zu den regelrechten Abendteurern zu zählen sind, muss man aber endlich ein glattes Nein entgegensetzen. Es liegen glaubhafte Berichte vor, dass ein solcher "Durchreisender" bei einen Streifzug durch unseren Flecken 4 RM. und noch mehr erbettelt. Kein Wunder also, wenn unsere Gegend als wirkungsvolles "Arbeitsfeld" geschätzt wird und stets neuen Zuzug erhält. Der "Arbeitsfreudigen" auf diesem Gebiete werden wir uns daher nur wieder entledigen können, wenn wir ihnen gegenüber hart werden. In unserer engeren Heimat sind auch sehr viele Arbeitslose, die keine Unterstützung erhalten. Sie ergiessen sich aber nicht über die Heimat unserer fremden Gäste; würden dort auch wohl sicherlich eine solche Aufnahme finden, wie jene hier. Darum: Jeder bleibe in seinem Lande, denn hier ist jetzt ebensowenig etwas zu holen wie in der Großstadt.

 

09.02.1933 - OTZ_No. 34

Hagermarsch, den

Ein Kind angefahren.

Von einem Radfahrer wurde ein kleines Mädchen angefahren, das auf das Klingelzeichen des Fahrers direkt vor dem Rad sprang. Für den ausgestandenen Schreck und die beschmutzte Kleidung erhielt die Kleine einen Groschen, worauf der Tränenstrom versiegte.

09.02.1933 - OTZ_No. 34

Lütetsburg, den

Vor einem kalten Bad bewahrt.

Vor einem kalten Bad bewahrt blieb ein junger Mann von hier, der mit seinem Fahrrade auf einem schlüpfrigen Wege ausrutschte. Während sein Rad in den gefüllten Graben fiel, konnte er sich dank eines glücklichen Zufalls vor dem Hineingleiten retten.

09.02.1933 - OTZ _No. 35

Bargebur, den

Schlaglöcher.

Vor dem Eintritt des Frostes hatten sich in der Asphaltstraße einige kleine Schlaglöcher gebildet. Durch das Auftauen des Materials sind diese Löcher jetzt so gross geworden, dass sie sich für den Verkehr schon sehr störend bemerkbar machen. Besonders in der Dunkelheit können sie für Autos leicht einen Unfall hervorrufen, weil die Führer auf dieser glatte Strecke erfahrungsgemäss ein schnelles Tempo einschlagen und mit dem Vorhandensein derartiger Löcher nicht rechnen, zumal eine Warnungstafel nicht aufgestellt ist. Es erscheint deshalb geboten, diese Schlaglöcher baldigst wieder auszubessern.

09.02.1933 - OTZ_No. 35

Berum, den

Beabsichtigter Neubau.

Bei der Auflösung des hiesigen Amtsgerichts pensionierte Justizwachtmeister Karl Peters beabsichtigt, auf einem ihm von dem Fideikommisbesitzer Schelten - Peterssen zur Verfügung gestellten Grundstück östlich des Hotels "Zur Waldkur" einen Neubau zu errichten. P. wohnt bisher noch in der früheren Dienstwohnung des Amtsgerichtes. Es wird allgemein begrüßt, dass er sich entschlossen hat, hier wohnen zu bleiben, ist er doch Dirigent der Kriegsvereinskapelle, sowie Chormeister des Damengesangsvereins Hage und des Männer- Gesangvereins Hage-Berum.

09.02.1933 - OTZ_No. 35

Hage, den

Arbeit durch Neubau.

Auf einen Gartengrundstück auf dem Westende des Fleckens lässt sich Malermeister Erich Faber ein größeres Wohnhaus errichten. Die Vorarbeiten hierzu sind bereits in Angriff genommen. Einer Anzahl Arbeiter kann durch diesen Neubau wieder für einige Monate der Gang zur Stempelstelle erspart werden.

11.02.1933 - OTZ_No. 37

Hage, den

Generalversammlung des Frauenvereins.

Die am Mittwoch im "Weißen Haus" abgehaltene Generalversammlung des Frauenvereins, der seit einigen Monaten auch eine Notgemeinschaft zur Erhaltung der Schwesternstation angeschlossen ist, warvon etwa 150 Personen besucht. Nach Erledigung des geschäftlichen Teils, in der u. a. auch genaue Angaben über die segensreiche Tätigkeit der Gemeindeschwester gemacht wurden, setzte man sich zur Teetafel, zu der der Frauenverein den Tee und der Wichterbund Hage den Kuchen gestiftet hatte. Pastor Gerdes hielt einen interessanten Vortrag über die Entstehung der Frauenvereine und der Wichterbund trug sinnreiche Gedichte vor. Mehrere gemeinschaftlich gesungene Gesänge unterstrichen den ernsten Charakter der Versammlung. In seinen Schlußwort forderte Pastor Köppen zum weiteren Dienst an die Allgemeinheit auf.

 

Generalversammlung der Spar.- und Darlehnskasse.

Wie aus dem Anzeigenteil ersichtlich ist, findet die diesjährige ordentliche Generalversammlung der Spar.- und Darlehnskasse am Mittwochnachmittag in der Scheepkerschen Gastwirtschaft statt.

 

Lütetsburg, den

Rücksichtslose Autofahrer.

Es kann immer wieder beobachtet werden, daß viele Richtung Norden kommende Autos stets die linke Straßenseite befahren und einen entgegenkommenden Radfahrer erst im letzten Augenblick nur ungenügend ausweichen. Ein ganz unverschämtes Stück leistete sich aber an einen der letzten Abende ein Autofahrer, indem er einen Radfahrer überhaupt nicht auswich und zudem auch noch nicht abblendete. Die Folge war, dass der Radfahrer mit den Bortstein in Berührung kam und und umfiel. Zum Glück fiel er in den Sommerweg, wo er sich nicht verletzte, wohl aber einen vollständig beschmutzten Anzug erhielt. Wir müssen die Polizei dringend bitten, diesen Linksfahrern einmal ihre besondere Aufmerksamkeit zu schenken und sie mit Nachdruck auf die Verkehrsregeln aufmerksam zu machen. Der Radfahrer hat doch auch ein Recht auf Benutzung der Straße.

 

11.02.1933 - OTZ_No. 37

Hage, den

Zwangsversteigerung.

Kürzlich fand vor dem Amtsgericht Norden die Zwangsversteigerung des dem Landgebräucher Jakob Tj. Schmidt hierselbst gehörenden Besitzung zur Größe von 22 a 91 qm statt. Wie bekannt wird, ist das Grundstück in dem Zermin von dem Kreis erworben. Diese hatte an dritter Stelle eine Hauszinssteuerhypothek. von 3000 RM stehen. Der auf den 19. August v. J. angesetzte Termin wurde seinerzeit wieder aufgehoben.

Vom Sturm heruntergerissen.

Bei dem letzten Sturm wurde einen hiesigen Einwohner der Schornsteinaufsatz abgerissen. Aufsatz und einige Steine fielen mit lauten Gepolter in den weiten Schornstein und verursachten bei den Bewohnern ein anderes Gefühl, als wenn St. Niklas an langem Band sein "Zuckergoot" hinunter läßt.

 

13.02.1933 - OTZ_No. 38

Berum, den

Da werden die Weiber....

Dieses Wort beruht sicherlich auf die Beobachtung eines Kampfes zwischen zwei Vertreterinnen des "Schwachen" Geschlechts. Sonntagabend hatten wir Gelegenheit, uns von der Richtigkeit seiner Ausführungen zu überzeugen. Die beiden Amazonen zerissen sich nun nicht das Herz, wohl aber die Kleider und den Bubikopf. Einige junge Leute erwirkten durch kurzen Griff einen vorläufigen Waffenstillstand.

14.02.1933 - OTZ_No. 39

Bargebur, den

Schlaglöcher ausgebessert.

Die vor einigen Tagen an dieser Stelle erwähnten Schlaglöcher in der Asphaltstrasse sind im Laufe des Monats bereits ausgebessert.

Die Straße befindet sich jetzt wieder in tadellosem Zustande.

 

Hage, den

Wenn das Ziel verfehlt wird.

Ein junger Mann schoss aus einem Flobert nach Spatzen. Seiner Kugel allzu sicher, legte er auf einen in der Hecke sitzenden Spatz an, obwohl sich die Hühner in derselben Gegend aufhielten. Die Kugel traf aber nicht das Spätzlein, sondern ein Legehuhn, das hierdurch ein unrühmliches Ende fand.

Den Fuß verbrannt.

Als eine Ehefrau einen Kessel mit kochendem Wasser vom Feuer nehmen wollte, sties sie mit dem Kessel gegen die Ofenstange. Der Kessel kippte um und das kochende Wasserergoss sich der Frau über den rechten Fuss, der erheblich verbrannt wurde.

 

16.02.1933 - OTZ_No. 41

Hage, den

Generalversammlung.

A Mittwoch fand in der Scheepkerschen Gastwirtschaft, die gut besuchte Generalversammlung der hiesigen Spar- und Darlehnskasse e.G.m.b.H. statt. Die Versammlung war gut besucht. Nach der durch Landjägermeister Plogstiess vorgenommenen Begrüßung erstattete das Vorstandsmitglied Hauptlehrer Schröder den Geschäftsbericht. Er verstand es ausgezeichnet, seine Zuhöhrer zu fesseln, denn seine Ausführungen gingen weit über den Rahmen eines an sich "trockenen" Geschäftsberichts hinaus. Des öftern wurde er von lebhaften Beifallskundgebungen unterbrochen. Nach dem Bericht zählt die Kasse heute 398 Genossen. Hiervon sind 185 Landwirte, der Rest verteilt sich auf Gewerbetreibende, Kaufleute, Beamte und sonstige. Fünf Genossen sind im verflossenen Jahre verstorben. Die Versammlung ehrte die Verstorbenen durch Erheben von den Plätzen. Das schlechte Wirtschaftsjahr 1932 hat sich auch bei der Kasse bemerkbar gemacht, denn gegenüber 1931 ist der Gesamtumsatz um rund 1,8 Millionen RM zurückgegangen. Dass eine Bank in der Tat als Wirtschaftsbarometer anzusprechen ist, wurde der Versammlung auf Grund der bekanntgegebenen Monatsumsätze klar. Trotz des zurückgegangenen Umsatzes konnte die Kasse nach Abzug der Verwaltungskosten in Höhe von 12637 RM noch einen Reingewinn von 2622,14 RM erziehlen. Hiervon wird entsprechend dem Vorschlage dem Reservefonds und der Betriebsrücklage je 1000,00 RM gutgeschrieben und der Rest auf neue Rechnung vorgetragen. Die Gesamtreserven betragen jetzt über 33000 RM. Die Genehmigung der Bilanz und die Entlastung des Vorstandes wurde einstimmig ausgesprochen. Ebenso erklärte sich die Versammlung einstimmig für die Erhöhung der Kreditgrenze auf 30000,- RM. Die ausscheidenen Mitglieder aus Vorstand und Aufsichtsrat wurden durch Zuruf wiedergewählt. Unter Punkt Sonstiges wurde nichts vorgebracht. Ein geselliges Beisammensein beendigte die überaus harmonisch verlaufende Versammlung.

Berum, den

Holzauktion.

Zu der am Mittwoch im "Fürstenwald" abgehaltenen Holzauktion waren zahlreiche Personen erschienen. Während das Brennholz durchweg verkauft wurde, konnte das Bau.- und Nutzholz mangels Kauflust nicht geräumt werden.

Unfall im Walde.

Als Holzarbeiter damit beschäftigt waren, die gefällten Bäume mit Gespann aus dem Dickicht zu ziehen, glitt ein Stamm plötzlich zur Seite und schlug den in der Nähe stehenden Rentmeister F. gegen die Beine. F. erlitt eine erhebliche Knieverletzung.

Südcoldinne, den

Zwangsversteigerung.

Die in Großheide gelegene Besitzung der Eheleute F. H. de Höchstgebot von 2500,- RM. in den Besitz des Landwirts Roolf Claaßen in Coldinne über. Die Landstelle ist über zwei Hektar groß.

 

17.02.1933 - OTZ_No. 42

Hage, den

Einebnung des Flugplatzes.

Zu der vor einigen Tagen gebrachten Meldung, daß der Flugplatz von dem freiwilligen Arbeitsdienst eingeebnet sei, ist zu bemerken, daß das nicht voll zutrifft. Vielmehr ist in diesen Tagen erst mit der Sandanfuhr begonnen worden.

Lütetsburg, den

Opfer der Liebe.

Sobald die Natur sich in den Tieren regt, kann man fast jeden abend auf der Landstraße tote Katzen finden. In ihrem Liebesdrange lassen sie jede Vorsicht ausser acht und und werden so leicht ein Opfer der Autos. Mancher Einwohner kommt um diese Zeit um seinen lieben Mäusejäger. Aber auch den Autofahrern kann die Liebeszeit der Katzen leicht zum Verhängnis werden. Nach den Erzählungen eines Fahrers ist er vor einigen Tagen bei dem Versuch, einer Katze auszuweichen, nur mit genauer Not einem Unfalle entgangen. Man darf sich also nicht wundern, wenn die Kraftfahrer sich scheinbar etwas rücksichtslos gegen "Murr" benehmen.

17.02.1933 - OTZ_No. 43

Westerende, den

Heimkehr.

Zwei hiesige Einwohner hatten an einer auswärtigen Versammlung teilgenommen. Wenn es sehr gemütlich gewesen ist, bleibt man noch gerne etwas sitzen und trinkt, um kein Spielverderber zu sein, auch wohl einen mehr als unbedingt nötig ist. So erging es auch unseren beiden Freunden. Unterwegs gingen aber die Fahrräder ohne Willen der Besitzer ein inniges Verhältnis ein. Mir arg zerschundenen Gesichtern, die verbogenen Stahlrösser auf den Schultern tragend, musste der Rest des Heimweges bewältigt werden.

18.02.1933 - OTZ_No. 43

Hage, den

Kein geeignetes Spiel.

Das vierjährige Söhnchen eines hiesigen Einwohners vergnügte sich damit, allerlei Turnübungen auf Tisch und Stühlen zu vollführen. Die Gelenkigkeit des Lieblings wurde solange bewundert bis er auf einmal mit dem Kopfe eine Rutschpartie auf dem Kokosläufer machte und unter lautem Geheul mit einer dicken Beule und abgeschürfter Stirnhaut wieder zum Vorschein kam. Nun wurde das "Spiel" natürlich für ungeeignet erklärt.

Kleinheide, den

Immer wieder die Schienen.

Durch die hier noch liegenden Straßenschienen kam ein junges Mädchen mit seinem Fahrrade zu Fall. Es zog sich Verletzungen am Knie zu. Es kann nicht dringend genug gewünscht werden, daß diese den Verkehr in hohem Maße beeinträchtigenden Schienen bei erster Gelegenheit verschwinden.

Lütetsburg, den

Vorsicht mit Kunstdünger.

Durch den scharfen Wind war einen Arbeiter, der Kunstdünger gesät hatte, hiervon etwas in die Augen geflogen. Am anderen Tage waren diese dick angeschwollen. Glücklicherweise stellten sich keine ernsthaften Folgen ein. Es mag aber empfohlen sein bei derartigen Arbeiten eine Schutzbrille zu tragen.

 

20.02.1933 - OTZ_No. 45

Hage, den

Kriegerverein.

Der Kriegerverein hielt am Sonnabend eine Versammlung ab, in der dem Mitglied Arjen Rüstmann - Berumbur das Jubiläumsabzeichen für 25-jährige Mitgliedschaft überreicht wurde. Der Vorsitzende gab bekannt, dass sämtliche Jungmannen der Jungkyffhäuserbundes bei dem freiwilligen Arbeitsdienst beschäftigt sind. Für weitere Arbeiten werden aber noch 15 Jungmänner benötigt. Um nun keine Arbeitswilligen von ausserhalb heranziehen zu brauchen, will man sich an die Nationalsozialistische Partei wenden, ob diese die erforderlichen Jungmannen stellen kann. Wie bemerkt wurde, brauchen diese sich an den sportlichen Ausbildungsstunden des Jungkyffhäuserbundes nicht beteiligen, weil sie in dieser Hinsicht weiterhin die Ausbildung in ihrer Partei genießen. Im Anschluß hieran betonte der Vorsitzende, dass die vielfach vertretene Ansicht, der Verein bekämpfe u.a. auch die Nationalsozialistische Bewegung, durchaus falsch sei. Er legte Wert darauf, dass die Öffentlichkeit hierüber aufgeklärt würde. Im weiteren Verlauf der Versammlung wurde noch beschlossen, am 20. und 21. Mai ein Vereinsfest abzuhalten.

Hage, den

Hengstvorführung.

Der braune Prämienhengst "Roon" des Gastwirt Scheepker wurde am Sonnabend den sich eingefundenen Interessenten vorgeführt. Bei "Roon" handelt es sich bekanntlich um einen Hengst, der im Vorjahre den höchsten Befruchtungssatz aufzuweisen hatte und der im "Landwirtschaftlichen Vereinsblatt" von einem Mitglied der Körungskommission als ein Hengst bezeichnet wird, der sich besonders gut vererbte. Seine Nachkommen konnten zum Teil zu ansehnlichen Preisen nach auswärts verkauft werden.

Blandorf, den

Auto durchschlägt eine Mauer.

Am Sonnabendnachmittag geriet der Kraftwagenfahrer des Molkereibesitzers Jäckel aus Westerende mit seinem Wagen in einer Kurve ins Schleudern und fuhr gegen das Claassensche Haus. Der Anprall war so stark, dass die Mauer im Umkreise von zwei Metern weggedrückt wurde. Da auch der übrige Mauerteil grosse Risse zeigt, muss die ganze Mauerseite neuaufgebaut werden. Es mutet wie ein Wunder an, dass der Fahrer unverletzt blieb. Auch das Auto konnte noch die Fahrt fortsetzen.

22.02.1933 - OTZ_No. 46

Hage, den

Marxistischer Terror.

Zu diesen Vorgestern veröffentlichten Bericht muss zur Ehrenrettung der Norder Lehrerschaft bemerkt werden, dass es sich nicht um einen "Jugenderzieher" handelt, sondern um den Diplom- "Handelslehrer" J. Es freut uns, im Interesse der Lehrerschaft diese Feststellung machen zu können.

Feuerwehr.

Die freiwillige Feuerwehr hält heute, Donnerstag, bei dem Gastwirt Stoll ihre Generalversammlung ab.

Turnverein.

Der Turnverein veranstaltet Freitag im "Weissen Haus" einen Filmabend mit anschließender Aufführung des plattdeutschen Lustspiels "Brögam un Unkel".

 

24.02.1933 - OTZ_No. 48

Hage, den

Feuerwehr.

Zu der am Donnerstag bei Gastwirt Stoll abgehaltenen Generalversammlung der Freiwilligen Feuerwehr waren die Mitglieder fast vollzählig erschienen. Nach dem Jahresbericht hat die Wehr im verflossenen Jahre drei Brände zu bekämpfen gehabt. Am Jahresschluss verfügte sie über 54 Mitglieder. Dem Kassierer wurde einstimmig Entlastung erteilt. Der Zuschuss, den die Wehr sonst alljährlich von dem Flecken erhielt, ist in diesem Jahre ausgeblieben, weil die Fleckenkasse erschöpft war. Auf die Dauer kann die Wehr diesen Ausfall natürlich nicht ertragen und es wäre deshalb zu wünschen, dass die Kassenverhältnisse des Fleckens sich recht bald wieder heben. Eine Besprechung über den in diesem Jahre auf Juist stattfindenden Vertretertag löste den Wunsch aus, die Wehr möchte sich hieran tunlichst geschlossen beteiligen.

25.02.1933 - OTZ_No. 49

Hage, den

Filmabend.

Der Filmabend, zu dem der Turnverein D.T. auf Freitag eingelagen hatte, war sehr gut besucht. Die vorgeführten Filme aus den Turnerleben waren in ihrer Wiedergabe sehr klar und fanden ungeteilten Beifall. Ein Werbefilm für das im Juli d.J. in Stuttgart stattfindene 15. Deutsche Turnerfest gab einen Einblick in die riesigen Vorarbeiten, die um gelingen einer solchen großen Veranstaltung erforderlich sind. Das ausschließend aufgeführte plattdeutsche Lustspiel "Brögam un Unkel" rief auch jetzt wieder wahre Lachsalven hervor.

27.02.1933 - OTZ_No. 52

Hage, den

Krankheiten.

In den letzten Tagen sind hier mehrere Kinder an Masern erkrankt. Bis jetzt nimmt diese Krankheit glücklicherweise einen günstigen Verlauf. Die Grippe ist nach wie vor stark vertreten. Leider hat diese heimtückische Krankheit jetzt das erste Opfer in dem 71-jährigen Arbeiter K. gefordert.

Eine arge Enttäuschung.

Eine arge Enttäuschung erlebte die Deutsche Volkspartei, die unsere Einwohner durch Rundschreiben zu einer öffentlichen Wahlversammlung auf Sonntag nach der Gastwirtschaft Martini eigeladen hatte. Wie bekannt wird, fand der Redner bei seinem Erscheinen wohl einen Saal voller Mäntel (die der nach Holzdorf marschierten SA. gehöhrten), aber darüber hinaus hatte sich nur ein ehemaliger 78er (übrigens auch noch Nazi) eingefunden. Herr Generalsekretär Nietschke aus Bremen, der ohne jegliche Begleitung gekommen war, hielt es unter diesen Umständen für geboten, sofort Kehrt zu machen.

Lütetsburg, den

Eis ist wieder fest.

Seit einigen Tagen kann man wieder Kinder auf dem Schlossgraben Schlittschuhlaufen sehen. Da das Eis aber durchweg aus "Schneeeis" besteht und daher durchaus ungleichmäßig fest ist, und ausserdem die Sonne schon eine stark zersetzende Kraft hat, wäre es vielleicht aus Gründen der Vorsicht geboten, den Kindern das Betreten energisch zu verbieten.

 

01.03.1933 - OTZ_No.

Hage, den 01.03.1933

Eine witzige Dame.

Wir haben hier eine Dame wohnen, deren Wiege nicht in Ostfriesland gestanden hat, die aber allgemein als geistig auf der Höhe stehend betrachtet wird; denn wenn ein Mensch medizinische, lateinische, musikalische und noch sonst etliche Kenntnisse besitzt, dann will das schon was heissen. Besagte Dame mag nun aber nicht die Nazis leiden und lässt deshalb an jedem ihren "geistreichen" Witz aus, von dem sie weiss, dass er der "überflüssigen" Hitlerpartei angehört und nicht der, na, sagen wir mal "Christlich-Sozialen-Partei". Der neuste Witz von ihr ist, dass sie einer Parteigenossin, die über Kopfschmerzen klagte, den Rat gab, zur Behebung dieser Schmerzen eine rote Mütze mit dem Hakenkreuz aufzusetzen. Ob die Dame mit den vielen Kenntnissen mit diesem Rate zum Ausdruck bringen wollte, dass sie diesem Mittel mehr Heilkraft zutraute als den Medikamenten, die sie früher zusammenmischen durfte, ist eine schwer zu lösende Frage. Wir wollen uns aber diesen Rat von der Dame mit den vielen Kenntnissen merken und ihn der Dame warm empfehlen, wenn sie einmal mit ihren Latein zu Ende ist und Beschwerden im Kopfe spürt.

Berum, den

Holzauktion.

Die zweite diesjährige Holzauktion im "Fürstenwald" fand am Mittwochnachmittag statt. Die Verkäufe bewegteb sich in dem Rahmen der ersten Auktion.

Hage, den

Einheitsliste.

Für die Gemeindewahl ist hier eine Einheitsliste aufgestellt.

 

Im Kampfe um die Macht.

Nachdem die Versuche, für die Wahl des Fleckenausschuß eine Einheitsliste aufzustellen, scheiterten, haben sich außer der Liste der NSDAP noch drei weitere Listen aufgetan. Wenn man bedenkt, dass z.B. in dem Flecken Marienhafe acht Listen die Uneinigkeit der Bewohner dokumentieren, dürfen wir mit unserem Ergebnis noch zufrieden sein.

 

Hage, den 03.03.1933 - OTZ_No. 54

Hage, den

Veteranengeburtstag.

Am Donnerstag konnte der ehemalige Stellmacher Reiner Wilkens zum 87sten Male seinen Geburtstag feiern. Wilkens ist der älteste Einwohner unseres Fleckens. Eine große Freude war es für den alten Mitkämpfer von 1870/71, dass abends die Kapelle des Kriegervereins erschien, um ihren Vereinskameraden ein Geburtstagsständchen zu bringen. .Möge es dem biederen Alten vergönnt sein, den Rest seines Lebensabends in einen freien deutschen Vaterland zu beschließen.

Maschinengewehrabteilung.

Eine Maschinengewehrabteilung der Reichswehr zog heute morgen klingendem Spiel durch unseren Flecken. Selbstverständlich war alt und jung auf den Beinen, die respekteinflössende Truppe zu besichtigen. Die durch die Geschehnisse der letzten Tage verängstigten Gemüter werden sich angesichts dieses Bildes wieder beruhigt haben.

Hage, den 04.03.1933 - OTZ_No. 55

Hage, den

Willkommener Zuwachs.

Durch die Geburt zweier munterer Kuhkälber erfreute eine Kuh ihren Besitzer. Für diesen war das Ereignis um so erfreulicher, als mehrere seiner Kühe in letzter Zeit verkalbt hatten.

Lütetsburg, den

Des Landwirts Unglück.

Als ein hiesiger Landwirt vor einigen Tagen den Stall betrat, um eine erkrankte Kuh zu untersuchen, mußte er die schmerzvolle Überraschung erleben, dass ein kurz vorher noch gesundes zweieinhalbjähriges Rind tot im Stalle lag. Die Untersuchung ergab, dass das Tier einem Herzschlag erlegen war.

Neßmersiel, den

Kindesunfall.

Beim Spielen kam das zweijährige Kind des Maurers Warfsmann so unglücklich zu Fall, dass es sich den rechten Arm brach. Der Arzt veranlaßte die Vorführung in das Hager Helenenstift, wo der Arm geschient wurde.

08.03.1933 - OTZ_No.

Hage, den 08.03.1933

Begräbnishilfe.

Die hiesige Begräbnishilfe zu der am Freitag, abends 6.15 Uhr in der Westerpastorei stattfindenden Generalversammlung eingeladen.

10.03.1933 - OTZ_No. 60

Hage,den

Neues SA.-Heim.

Ein ideales SA.-Heim hat die hiesige SA. am Donnerstag in der früheren Gasanstalt errichtet.Hier stehen noch von früher her 30 Betten, die jetzt wieder gebrauchsfertig gemacht werden. Unter dem alten Regime waren hier die Räumlichkeiten seinerzeit der Freien Turnerschaft überlassen. Inzwischen hat dieselbe hat ihre Geräte daraus entfernt und stolz weht nun vom Dache die Hakenkreuzfahne.

11.03.1933 - OTZ_No. 63

Hage, den

Begräbnishilfe.

Am Freitag hielt die Begräbnishilfe ihre Generalversammlung ab. Der Hilfe gehörten am Jahresschluß 1403 Erwachsene und 517 Kinder an. Im Geschäftsjahr 1932 mußte ein Sterbegeld von 1930 RM für 20 Sterbefälle gezahlt werden.Die Kasse wies einen Bestand von RM 539,11 auf, der aber durch die bis jetzt schon wieder eingetretenen 10 Sterbefälle von Mitgliedern stark zusammengeschrumpft ist, in dieser Zeit hat sie rund 16000 RM an Beihilfen auszahlen können.

11.03.1933 - OTZ_No. 62

Hage, den

Schulkinder ehren die Gefallenen.

Eine schöne Gedenkfeier für die gefallenen Helden des Weltkrieges veranstalten am Sonnabendvormittag die Lehrer unserer Schule mit den Kindern. In geschlossenem Zuge unter Mitführung von drei schwarz-weiss-roten Fahnen begaben sie sich zum Friedhof, wo am Denkmal für die Gefallenen ein großer Kranz mit Widmung niedergelegt wurde. Im Mittelpunkt der Feier stand die Ansprache des Pg. Hauptlehrer Schröder, der es verstand, den Kindern das große Weltgeschehen von 1914 bis zum heutigen Tage verständlich zu machen. Passende vaterländische Lieder, sowie vorgetragende Gedichte und Sprechchöre gaben der Feier, die mit dem Deutschlandliede ihren Abschluss fand, ein ernstes Gepräge. Dem Friedhofswärter, der das Denkmal in sinniger Form ausgeschmückt hatte, mag an dieser Stelle der herzlichste Dank ausgesprochen sein.

14.03.1933 - OTZ_No. 63

Hage, den

Wahlergebnis.

Die Wahl des Fleckenausschußes brachte unserer Partei 6 Sitze. Die unparteiische Liste (lies:SPD) brachte es auf 3. Die der NSDAP nahestehendeie Liste Ackermann erhielt 2 Sitze. Die größte Enttäuschung erlebte die Liste Bruns-Kampen-Steffens, die trotz starker Propaganda nur ihren Spitzenkandidaten Müller Bruns durchkriegen konnte.

Volkstrauertag.

Der den Gedenken der Gefallenen gewidmete Sonntag nahm einen erhebenden Verlauf. Am Vormittag hielt der Kriegerverein mit der Kyffhäuser-Jugendgruppe eine Gedenkfeier am Ehrendenkmalab, und nachmittags ehrte die SA und SS die Gefallenen, durch eine würdige Feier am Denkmal. Für die Gedächtnisrede war Pastor Gerdes gewonnen. Die Anteilnahme aus der Bevölkerung war bei beiden Feiern sehr gross.

23.03.1933 - OTZ_No. 71

Hage, den

Landverpachtung.

Der Landwirt Siebelt Willms liess im öfentlichen Termin 10 Diemate Weideland verpachten. Die Verpachtung erfolgte auf ein Jahr. Der Pachtzins beträgt 40 und 50 Reichsmark für das Diemat. Pächter haben ausserdem die Lasten und Abgaben zu tragen, die sich für das Diemat auf etwa 8 RM stellen.

Spritzenprobe.

Von der Freiwilligen Feuerwehr wurde am Mittwoch die erste Pflichtübung abgehalten. Probiert wurde die Motorspritze und die Handdruckspritze. Beide Spritzen waren in tadelloser Verfassung. Mit der Motorspritze sollen alle zwei Wochen Uebungen abgehalten werden.

24.03.1933 - OTZ_No. 72

Hage, den

Die Arbeit des neuen Ausschuss beginnt.

Am Montag, dem 27. d. Mts. abends 8 Uhr tritt der neu gewählte Fleckenausschuß zu seiner ersten Sitzung in der Stollschen Gastwirtschaft zusammen. Der Ausschuß wird sich in seiner Sitzung in der Hauptsache mit den erforderlichen Neuwahlen zu befassen haben. Da die NSDAP bei der Gemeindewahl bekanntlich 6 Sitze auf sich vereinigen konnte, braucht mit einer Überraschung bei der Wahl des Fleckenvorstehers nicht gerechnet zu werden, da der jetzige Vorsteher, Herr Poppinga, schon seit Jahren zur Partei gehört.

Lütetsburg, den

Keine Mehrheit für eine Liste.

Bei der Gemeindewahl erhielt die Liste der NSDAP 5 Sitze; die Liste Kleemann-Fransen kann 4 ihrer Kandidaten in den neuen Ausschuß entsenden, während die Liste Geiken mit 3 Mann vertreten sein wird. Man darf mit einiger Spannung den kommenden Sitzungen entgegen sehen, da die Sitzverteilung als sehr verzwickt gelten kann.

24.03.1933 - OTZ_No. 73

Berum, den

Beabsichtigter Neubau wird nicht durchgeführt.

Wir berichteten vor einiger Zeit, dass der Justizoberwachtmeister i.R. Peters auf einem ihm zur Verfügung gestellten Grundstück des Waldgutbesitzers Schelten-Peterssen einen Neubau errichten wolle. Die Zeichnung hierzu war auch bereits fertig. Im letzten Augenblick sind aber verschiedene Hindernisse aufgetreten, die P. veranlasst haben, von der Bauausführung abzusehen. Wie wir hören, bleibt er vorläufigin seiner bisherigen Wohnung im Amtsgericht wohnen.

Coldinne, den

Einen Platz gepachtet.

Der Landwirt Wilhelm Schäfer zu Ulbargen im Kreise Aurich hat für einen angeblichen Pachtzins von 50RM pro Hektar und Jahr nebst den Lasten und Abgaben, auf die 38 Dauer von drei Jahren den Platz "West-Coldinner-Grashaus", gross etwa 38 Hektar, gepachtet.

27.03.1933 - OTZ_No. 74

Hage, den

Silberne Hochzeit.

Ihre Silberne Hochzeit können am Mittwoch die Eheleute Klempnermeister Otto Heuer und Alida geb. Wietjes hier selbst feiern.

Richtfest.

Die am Freitag auf dem Neubau des Malermeisters Erich Faber gehisste Hakenkreuzfahne und die schwarz-weiß-rote Fahne gaben kund, dass der Bau gerichtet war. Die Bauausführung liegt in den Händen des Bauunternehmers Bernhard Blumenfeld. Durch dieses in Klinkern erbaute Haus wird unser Flecken um ein schönes Gebäude bereichert.

28.03.1933 - OTZ_No. 76

Hage, den

Fleckenausschusssitzung.

Am Montagabend tagte zum ersten Male der neu gewählte Fleckenausschuss. Nach Erledigung der üblichen Formalitäten wurde zur Wahl des Vorstehers geschritten mit dem Resultat, dass Pg. Pop. einstimmig wiedergewählt wurde. Als Beigeordneter wurde der bisherige, Postmeister a.D. Jan., sowie Pg. Auktionator Sch. vorgeschlagen. Letzterer wurde mit 7 gegen 5 Stimmen gewählt. Für ihn wird jetzt der Listennachfolger Pg. Landwirt G. Pop. in den Ausschuß eintreten. Zu der dann erfolgten Wahl der Schulvorsteher wurden auf Antrag der NSDAP Vorschlaglisten eingereicht. Auf die beiden eingereichten Listen entfielen je 5 gültige Stimmen. Gewählt waren demnach von jeder Liste 2, und zwar von der NSDAP Pg. Ger. und Ha., und von der anderen Liste Rosenberg und Windmann. Für den Posten des Schiedsmann und Waisenrats wurde der seit 1912 tätige Schuhmachermeister Fähnders und als Stellvertreter der Bäckermeister Acke. erneut gewählt. Die Wahl des Fleckendieners konnte nicht erfolgen, weil hiergegen geltend gemacht wurde, dass eine Wahl nicht nicht in Frage käme, da der Fleckendiener als Angestellter gilt. Es sei erforderlich, diesen ordnungsgemäß zu kündigen. Nach den bestehenden Bestimmungen kann eine Kündigung aber erst zum Ablauf des September 1933 erfolgen. Über die Kündigung soll in einer neuen Sitzung beraten werden.

Neue Sitzung.

Wie bekannt wird, tritt der Ausschuß zu seiner zweiten Sitzung am Freitag, abends acht Uhr in der Stollschen Gastwirtschaft zusammen. Tagesordnung: Kündigung des Dienstvertrages mit dem Fleckendiener, Antracht der NS.-Frauenschaft Hage auf Bezahlung der Verpflegungskosten für die SA, Instandhaltung der auf dem hiesigen Friedhof befindlichen Kriegergräber, Sonstiges.

28.03.1933 - OTZ_No. 77

Hage, den

Früchteauktion.

In der hier am Montag abgehaltenen Auktion wurde für "Exelsior" Saathafer für 6,25 und 7,50 RM pro Zentner verkauft. Ess.- und Pflanzkartoffeln wurden mit 2,50 RM je Zentner bezahlt.

Verpachtung.

Der 1 3/4 Diemat große Kamp des Herrn Martini wurde auf ein Jahr für den Pachtzins von RM 90,- im öffentlichem Termine verpachtet.

29.03.1933 - OTZ_No. 76

Berum, den

Gemeindeausschußsitzung.

Der neue Gemeindeausschuß hielt Dienstagvormittag seine erste Sitzung ab, um die notwendigen Neuwahlen der Gemeindevertretung vorzunehmen. Die Abstimmungen ergaben Wiederwahl sämtlicher bisherigen Amtsinhaber.

Hage, den

Haferauktion.

Zu der auf Dienstag hier angesetzten Auktion X von Sieges-Saathafer waren drei Kaufleute erschienen. Man einigte sich auf einen Preis von RM. 8,75 pro Zentner.

 

30.03.1933 - OTZ_No. 77

Hage, den

Landverpachtung.

Am Donnerstag wurden im Gasthof "Weisses Haus" verschiedene Bauländereien der Geschwister Stein aus Terhalle verpachtet. Für zwei zur Größe von 2 uns 21/2 Diemat liedende Stücklande wurde für das Diemat 40 RM geboten, ein anderes Stück zu 21/2 Diematen erbrachte 49 RM. Hinzu kommen die Lasten und Abgaben mit ungefähr 10 RM je Diemat und Jahr. Ausserdem haben Pächter die Grundstücke mit 20 Fuder Stalldünger und 20 Zentner Kalkmergel je Diemat zu düngen. Die Verpachtung erfolgte auf drei, Jahre, Antritt sofort. Auf die abgegebenen Gebote wurde der Zuschlag erteilt. Ein Stück zu 21/2 Diematen konnte mangels Gebot nicht verpachtet werden.

 

01.04.1933 - OTZ_No. 79

Hage, den

Hindenburg und Hitler.

Hindenburg und Hitler sollen Ehrenbürger von Hage werden. In der Fleckenausschusssitzung von Freitag wurde vonseiten der NSDAP angeregt. Reichspräsident Hindenburg und Reichskanzler Hitler zu Ehrenbürgern des Fleckens zu ernennen oder, wenn das nicht möglich sei, je eine Straße nach diesen beiden zu benennen. Beschlußfassung darüber soll in der nächsten Ausschusssitzung erfolgen. Auf der Tagesordnung stand ausserdem die Kündigung des bisherigen Fleckendieners. Mit den drei Stimmen der NSDAP und einer ausschlaggebenden Stimme des Fleckenvorstehers wurde dieser Kündigung zugestimmt. Ein Antrag der NS.- Frauenschaft zur Übernahme der der SA Verpflegungskosten war inzwischen von der Antragstellerin zurückgezogen. Weiter wurde die Instandsetzung der auf dem hiesigen Friedhof befindlichen Kriegsgräber beschlossen und dem Fleckenvorsteher die Ausführung der Arbeiten überlassen. Schließlich lag noch ein Antrag vor, die Ausschußsitzungen fortan nicht nur in der Gastwirtschaft Stoll abzuhalten, sondern dabei alle vier Wirte in Hage zu berücksichtigen. Die NSDAP erklärte sich geschlossen für die alleinige Beibehaltung des Stollschen Lokals. Gegen die Stimmen der übrigen Ausschußmitglieder verfiel daher dieser Antrag der Ablehnung. Die Ausschußsitzungen siollen in Zukuft im Gitterkasten bekannt gemacht werden.

 

03.03.1933 - OTZ_No. 80

Lütetsburg, den

Die erste Gemeindeausschußsitzung.

Die erste Gemeindeausschußsitzung wurde am Freitagabend abgehalten. Gemeindevorsteher Weermann wurde mit 7 gegen 5 Stimmen der NSDAP wiedergewählt. Dasselbe Ergebnis hatte die Wahl des seitherigen Beigeordnetten Ohling. Es folgten dann noch die Wahlen des Schulvorstandes, des Wohlfahrtsausschusses und der Rechnungsprüfer.

Hage, den

Arbeiten eingestellt.

Die auf dem Flugplatz beschäftigten Jungmannen des FAD sind am Freitag entlassen worden. Es ist anzunehmen, daß die Beendigung der Arbeiten durch Arbeitsdienstpflicht erfolgt.

 

00.04.1933 - OTZ_No. 93

Hage, den

Die Schule feiert Hitlers Geburtstag.

Gestern vormittag fand auf dem Schulplatze die von der Schulleitung zu Ehren des Geburtstages unseres Reichskanzlers Hitlers veranstaltete Feier statt. Ausser den Schulkindern hatte sich eine große Anzahl Einwohner eingefunden. Die Kriegervereinskapelle eröffnete die Feier mit dem schneidiggespielten "Badenweiler - Marsch". Es wechselten dann Gedichtsvorträge, gemeinschaftlich gesungene Lieder, ein Sprechchor und Musikstücke in schönster Harmonie miteinander ab. Hauptlehrer Schröder wies in treffenden Worten auf die unvergleichlichen Verdienste unseres Volkskanzlers hin. Unter den Klängen des Horst-Wessel-Liedes erfolgte sodann die Pflanzung der Hitler-Eiche. Mit dem Deutschlandliedes fand die eindrucksvolle Feier ihren Abschluss. Anschließend wurden von der Musik noch einige flotte Märsche gespielt.

 

11.04.1933 - OTZ - No.

Hage, den

Zur Kreisleiterin ernannt.

Die Frauenschaftsleiterin der hisigen NS.-Frauenschaft, Frau Hauptlehrer Schröder, wurde im Anschluss an einer am Sonnabend von der Gauleiterin der NS.-Frauenschaften des Gaue Weser-Ems, Frau Bast, vor der hiesigen Ortsgruppe gehaltenen Vortrag über "Wesen und Zweck der NS.-Frauenschaften" zur Kreisleiterin für den Kreis Norden ernannt. Frau Schröder hat sich um die Entwicklung der hiesigen Ortsgruppe sehr verdient gemacht, ist es doch unter ihrer Leitung gelungen, die Mitgliederzahlvon ursprünglich 22 auf 54 zu steigern. Gegründet wurde die Ortsgruppe am 20.Oktober 1932.

Konfirmation.

An den Sonntagen "Judica" und "Palmarum" wurden hier insgesamt 25 Mädchen und 29 Knaben konfirmiert.

Blutlausbekämpfung.

Augenblicklich wird hier behördlicherseits eine Besichtigung der Obstbäume vorgenommen, um festzustellen, ob Bäume von der Blutlaus befallen sind. Vorkommendenfalls sind die Baumbesitzer gehalten, für die Vernichtung Sorge zu tragen. Die Anleitung hierzu wird in einem Merkblatt gegeben.

 

12.04.1933 - OTZ_No. 88

Lütetsburg, den

Am Dienstagabend wurde in der Wirtschaft auf dem Leegmoor durch die Kreisleiterin, Frau Schr. aus Hage, eine neue Ortsgruppe der NS.-Frauenschaft gegründet, zu deren Leiterin Frau Platte aus Süderneuland ernannt wurde. Ebenfall neu gegründet und der neuen Ortsgruppe Lütetsburg angeschlossen wurde die Zelle Halbemond, der Fräulein E. aus Halbemond als Zellenleiterin vorsteht. Die stark besuchte Versammlung wurde durch den Vortrag des Pg. He. aus Aurich, der über das Thema:"Die Frau und der Nationalsozialismus" sprach, eröffnet.

 

18.04.1933 - OTZ_No. 91

Hage, den

Hitlers Geburtstag.

Aus Anlass des Geburtstages unseres Reichskanzlers findet vormittags von 11 - 12 Uhr auf dem Schulplatz eine Feier statt, in deren Mittelpunkt die Pflanzung einer Hitler-Eiche steht. Die Musik wird ausgeführt von der Kriegervereinskapelle.

 

18.04.1933 - OTZ_No. 92

Hagermarsch, den

Einstimmige Wahlen.

In der Sitzung des Gemeindeausschusses erfolgten sämtliche Wahlen für die Gemeindevertretung einstimmig. Als Vorsteher wurde G. Hasbargen wiedergewählt. Beigeordneter wurde das frühere Ausschußmitglied Landwirt J. F. Edzards. Der bisherige Beigeordnete Molkereibesitzer E. Arp hatte seinen Posten freiwillig niedergelegt.

 

26.04.1933 - OTZ_No. 98

Hage, den

Am Mittwochmorgen scheute das Pferd eines Landwirtes aus Hagermarsch und ging durch. Auf der wilden Flucht wurde der Wagen gegen einen Straßenbaum geschleudert, wodurch die Deichsel abbrach und der Wagen in den Graben stürzte. Der Knecht flog mit dem Kopf gegen den Baum und erlitt schwere Verletzungen. Nach Anlegung eines Notverbandes im Helenenstift konnte er die Heimreise antreten. Auch das Pferd erlitt Verletzungen. Das Geschirr wurde vollständig zerrissen.

 

00.04.1933 - OTZ_No. 100

Hage, den

Der erste Viehmarkt.

Der erste Viehmarkt in diesem Jahre, der am Donnerstag abgehalten wurde, war mit nur 6 Kühen, 2 Ziegen, einigen Schaflämmern und mehreren Kisten mit Ferkeln beschickt. Der Handel war sehr flau, so dass nur ein Schaflamm für 8,50 RM und einige Ferkel zum Preis bis 11 RM verkauft werden konnten. Unverständlicherweise waren auch noch wieder einige Juden aus Norden sowie die hier ansäßigen Gebr. Altgenug erschienen. Aus dem Verhalten des Publikums werden sie aber gemerkt haben, dass ihre Anwesenheit auf dem Markte durchaus nicht mehr erforderlich ist.

00.04.1933 - OTZ_No. 101

Lütetsburg, den

Auktion eines Hornviehbestandes.

Am Donnerstagnachmittag fand für die Witwe Odinga der Verkauf ihres gesamten Hornviehbestandes statt. Aie Auktion war sehr gut besucht. Die Preise frischmilche und zu frühmilch belegte Kühe bewegen sich zwischen 110 und 370 RM, für belegte Twenter zwischen 135 und 190 RM un für Enter zwischen 100 und 150 RM. Eine tragende Stute mit einem jungen Pfohlen wurde für 540 RM verkauft. Für tragende Sauen gingen die Gebote bis 120 RM. Eine Sau mit sechs Sauferkeln wurde für 95 RM verkauft. Zwei Eber gingen für 55 und 73 RM an die Käufer über.

Neugründung einer Zelle der NS.-Frauenschaft.

Im "Mittelhause" wurde Donnerstagabend unter Anwesenheit der Kreisleiterin und des Ortsgrupprnführers die Gründung der Zelle Lütetsburg vorgenommen, die der hiesigen Ortsgruppe der NS.-Frauenschaft angeschlossen wird. Zellenleiterin wurde die Ehefrau des Generalsekretärs St. aus Bargebur.

04.05.1933 - OTZ_No. 104

Berumbur, den

NSBO. Kundgebung.

In der Gastwirtschaft von Ww. Schmidt fand am Sonntag eine Kundgebung der NSBO mit dem Pg. Wehm. aus Emden als Redner statt. Die Wirtschaftsräume waren voll besetzt. Erkennend, dass ein weiteres Festhalten an dem bisherigen System sinnlos ist, traten sofort 42 der Anwesende der NSBO als Mitglieder bei.

Hage, den

Erneuerungsarbeiten.

Erneuerungsarbeiten im großem Umfange lässt augenblicklich der Bäcker Theodor Rosenboom an seinem Geschäftshause vornehmen. Unter anderen wird der Laden vergrößert und ein zweites Schaufenster eingebaut.

 

05.05.1933 - OTZ_No. 105

Lütetsburg, den

Eine starke Bautätigkeit.

Eine starke Bautätigkeit herrscht zur Zeit in unserem Orte. Geschwister Wiegmann lassen sich ein neues Hintergebäude errichten, dass inzwischen schon gerichtet werden konnte, während ein Teil des Hauses von Ww. Nanninga von Grund auf erneuert wird. Ausserdem werden viele Reparaturen durchgeführt, die mehrere Arbeitstage beanspruchen.

 

07.05.1933 - OTZ - No. 106

Hage, den

Unwetter.

Ein fürchterliches Unwetter ging am Freitagnachmittag über unserem Flecken nieder. Unter unaufhörlichem Blitz und Donner stürzten die Wassermassen aus den Wolken und überschwemmten im Nu Straßen, Gärten und Ländereien. Stellenweise drang das Wasser in die Häuser. Die Früchte haben sehr stark gelitten. Unter den Obstbäumen und Obststräuchern haben die Hagelkörner und Eisstücke von ungeahnter Größe ungeheuren Schaden angerichtet. Durch diese wurden hier und in Berum eine große Anzahl Glasscheiben zertrümmert. Verschiedentlich schlug der Blitz in die Häuser, ohne jedoch übermäßigen Schaden anzurichten. Bei vielen Radio und Fernsehbesitzer wurden die Apparate schwer beschädigt; eine unmasse Sicherungen Sicherungen wurden durchschlagen. Zusammenfassend kann gesagt werden, dass ein Unwetter uns seit langen Jahren keine solche grauenvolle Stunde bereitet hat, wie das am Freitag.

17.03.1934

Auf Grund des § 40 Absatz 4 des Gemeindeverfassungsgesetzes vom 15.Dez.1933 wird nach Anhörung folgende Satzung beschlossen.

§ 1

Die Zahl der Gemeinderäte wird auf 8 festgesetzt.

§ 2

Die Satzung tritt mit dem Tage der Veröffentlichung in Kraft.

Hage, den 17.03.1934

Die Biersteuer soll weiter erhoben werden.

07.05.1934

Verpflichtung von RH Hanssen.

10.08.1934

Zu Beginn der Sitzung erheben sich die Ratsmitglieder zu ehren des verstorbenen Reichspräsidenten, Generalfeldmarschall von Hindenburg von den Plätzen.

 

Die neu gewählten Gemeinderatsmitglieder:

Garelt Gerken, Harm Hanssen, Heinrich Stürenburg, Hermann Uphoff, Remmer Ackermann, Gerhard Müller, Bruno von Speulda, Claas Hanssen werden durch den Gemeindeschulzen wie folgt vereidigt.

Den Beisitzenden wird der Wortlaut des Eides mitgeteilt und die Bedeutung derselben erläutert. Sie wiederholen darauf von ihnen vorgenommenen Eid wie folgt:

" Ich schwöre: Ich werde Volk und Vaterland Treue halten, Verfassung und Gesetz beachten und meine Amtspflichten gewissenhaft erfüllen, so wahr mir Gott helfe."

(Gemeindeschulze ist Schmidt)

31.08.1934

Die Instandhaltung der Beleuchtungsanlage der Straße soll ab nächstes Jahr den Elektroinstallateuren von Hage übertragen werden.

29.10.1934

Die bei W. de Boer stehende Straßenlampe soll verlegt werden. Diese soll nach der Wegkreuzung bei den Garten der II. Pfarrei verlegt werden.

14.12.1934

Die Anbringung einer Beleuchtung auf dem Schulplatze wird genehmigt.

25.03.1935

Dem Beitritt zu dem Feuerlöschverband Hage - Lütetsburg wird einstimmig zugestimmt.

29.06.1935

Zwecks Werbung von Wasserleitungsanschlüssen wird angeregt den Postschaffner a.D. Eilers mit der Werbung zu beauftragen.

26.09.1935

Die Satzung über die Zahl der Beigeordnetten und Gemeinderäte:

Es wird beschlossen wie folgt:

Auf Grund des § 3 Abs. 2 der deutschen Gemeindeordnung vom 30.Jan.1935 (R.G. Bl.I S.49) wird nach Beratung mit den Gemeinderäten und mit der Zustimmung des Beauftragten der N.S.D.A.P. folgende Hauptsatzung erlassen:

§ 1

Das Amt des Bürgermeisters wird ehrenamtlich verwaltet.

§ 2

Dem Bürgermeister stehen zwei Beigeordnette zur Seite.

§ 3

Die Zahl der Gemeinderäte beträgt 8.

§ 4

Der Bürgermeister kann nach Bedarf Beiräte zur beratenden Mitwirkung in bestimmten Einzelfragen berufen.

 

- Die Ausbesserung bzw. Ausbau der beiden Tiefbrunnen wird zugestimmt.

- Es wird beschlossen den Breiten Weg auf Gemeindekosten in Stand zu setzen.

- E. Schreitling in Hage soll den Marktplatz weiter zudem Preise zu 90,- RMk behalten.

31.01.1936

Es werden den Gemeinderäten die Aufstellungs-Urkunden durch den Bürgermeister überreicht und wie folgt vereidigt:" Ich werde Volk und Vaterland Treue halten, Verfassung und Gesetze beachten und meine Amtspflichten gewissenhaft erfüllen, so wahr mir Gott helfe."

12.10.1936

Es soll angeregt werden, die Übernahme des Turnplatzes seitens der Gemeinde zu erstreben.

02.04.1937

Der Bürgermeister gibt einen Überblick über die Kassenverhältnisse der Gemeinde woraus hervorgeht, daß die Kasse mit einem "Überschuß" schließt. Es wird beschlossen, diesen Überschuß zum Fundus des Baues einen HJ-Heim zu verwenden.

13.01.1938

Der Bürgermeister gibt davon Kenntnis, daß von dem Kreisbauamt der Architekt T jaden in Emden für die Anfertigung eines Bauentwurfes für ein HJ - Heim in Vorschlag gebracht sei. Ein Vertrag soll vorläufig noch nicht abgeschlossen werden, da geprüft werden soll, ob nicht ein Architekt aus Norden beauftragt werden kann. Mit Rücksicht auf die Bauaufsicht halten die Beiräte es für wichtiger, wenn der Architekt örtlich wohnt.

- Es wird empfohlen den Ziegenbock zu verkaufen.

27.04.1938

Der Bürgermeister berichtet über den Abschluß eines Erbbauvertrages bezgl. des Sportplatzes mit Herrn Schelten Peterssen auf die Dauer von 60 Jahren zum Pachtpreis von 75,00 RM pro Jahr.

- Der Architektenvertrag mit den Architekten Tjaden kann der Bürgermeister abschließen und zur Bediengung machen, daß der Architekt Speer (beste Architekt) in Norden die örtliche Bauaufsicht führt.

Der Zeichenentwurf für das HJ - Heim wurde vorgelegt und genehmigt. Die Ausschreibung der Arbeiten für das HJ - Heim soll öffentl. erfolgen.

- Für den Sportplatz soll eine Beleuchtungsanlage angelegt werden.

19.12.1941

Die Marineverwaltung ist an die Gemeinde herangetreten, die noch nicht gepflasterten Strecken der Bürgersteige mit Schlacke zu befestigen.

Der Bürgermeister verhandelt zur Zeit um die Beschaffung von Betonplatten für die Pflasterung. Die Beiräte halten die Pflasterung mit Betonplatten für richtiger und stimmen auch zu, daß die Gemeinde die Kosten übernimmt.

20.11.1941

Die Gemeindebeiräte begrüßen die Einrichtung einer Gemeindebibliothek.

19.03.1943

Die für den Bunkerbau erforderliche Erde soll von den Landwirt Albert Hasbargen zu erwerben. Die Erde lagert am "Breiten Wege".

Hasbargen verlangt, daß der neben der Ziegellei liegende Kolk zunächst mit der am "Breiten Wege" lagernde Erde verfüllt werden soll.

Genaue Messungen haben ergeben, daß die vorhandene Erde knapp ausreicht um den vorhandenen Kolk dichtzuwerfen.

Der Plan wurde daher aufgegeben.

21.12.1943

Änderung der Hauptsatzung:

Der § 2 der Hauptsatzung wird daher mit Zustimmung der Gemeinderäte wie folgt geändert:

"Dem Bürgermeister stehen 3 ehrenamtliche Beigeordnette zur Seite."

02.10.1945

Auf heute war eine Sitzung des Gemeinderates einberufen, zugleich verbunden mit einer Besprechung mit den Kohlenhändlern wegen der Brandstoffversorgung.

Für Hage wurde ermittelt, daß noch 281 unversorgte Haushaltungen in Frage kommen. Die Brandmittelversorgung wird durch das Wohlfahrtsamt besonders geregelt.

Der Bürgermeister teilte zunächst mit, daß die Herrn Bruns, Rosenberg und Bolt im Einvernehmen mit dem Herrn Landrat zu Gemeinderatsmitgliedern der Gemeindevertretung bestellt worden seien.

08.12.1945

Auf Einwendung des Herrn Landrates muß der bisherige Beigeordnette Alting entlassen werden. Als Bürgermeisterstellvertreter wurde der Lehrer Heinrich Schöneweg eingesetzt und zur treuen Pflichterfüllung durch Handschlag vom Bürgermeister verpflichtet.

- Der Bürgermeister teilte mit, daß von den beiden Schulverbandsgemeinden Hage und Berum in Vorschlag gebracht sei. Die Schulklasse den Beigeordnetten Janssen zu entsagen. Dieser Vorschlag wird gutgeheißen.